Am 4. Juni hatte die CORNER BROOK bei Ausbildung künftiger U‑Bootoffiziere (Advanced Submarine Officer Training) sowie einem „Refresher Training“ für die Besatzung eines anderen Bootes, das „im kommenden Frühjahr“ einsatzklar werden soll, vor der kanadischen Pazifikküste eine offenbar heftige Grundberührung; zwei Besatzungsmitglieder wurden bei dem Aufprall leicht verletzt. Das U‑Boot konnte allerdings problemlos auftauchen und auch aus eigener Kraft in den Marinestützpunkt Esquimalt zurück kehren. Dort machte man sich an die Begutachtung des Schadens, und am 10. Juni begann eine eigens eingesetzte Havariekommission mit der detaillierten Untersuchung der Umstände, die zur Grundberührung führten. Erste Berichte sprachen von „keinen schweren“ Schäden am U‑Boot, und eigentlich sollte die CORNER BROOK Ende Juni auch schon wieder zur See fahren.
CORNER BROOK bei einer Arktis-Übung Bildquelle: kanad. Marine |
Bis heute ist das U‑Boot jedoch nicht wieder ausgelaufen, und nun wird es offenbar für absehbare Zeit auch keine weitere Seefahrt mehr geben. Stattdessen soll die CORNER BROOK in Esquimalt für eine geplante Grundinstandsetzung vorbereitet werden – die allerdings mit Eindocken bei der Victoria Shipyards erst im Juli 2012 beginnen soll. Die Gründe dafür sind unklar. Kanadische Medien schreiben von noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen der Havariekommission. Vieles spricht jedoch dafür, dass die Schäden am U‑Boot weitaus größer sind als zuvor angenommen, und/oder dass kein Geld für eine außerplanmäßige Instandsetzung vorhanden ist und man die Reparatur daher in die ohnehin geplante Werftliegezeit schieben möchte. In jedem Fall ist eine einjährige technische Vorbereitung für eine geplante Werftliegezeit — mit Herausnahme aus dem aktiven Fahrbetrieb – mehr als ungewöhnlich.
Die CORNER BROOK war in den letzten Jahren einziges seeklares U‑Boot der vier kanadischen U‑Boote der VICTORIA-Klasse (ex-britische UPHOLDER-Klasse) – wenngleich auch sie offenbar noch immer keine Torpedos schießen kann. 1998 hatte die kanadische Marine für umgerechnet nur 750 Mio. Euro alle vier 1994 von der britischen Royal Navy ausgemusterten und seitdem aufliegenden U‑Boote gekauft. Eigentlich sollten sie schon ab 2001 die Nachfolge der veralteten U‑Boote der OBERON-Klasse antreten. Sehr schnell zeigte sich dann aber, dass die gut fünf Jahre zwischen Ausmusterung durch die Royal Navy und Übergabe an den neuen Besitzer „ihre Spuren hinterlassen“ hatten. Gravierende technische Mängel (bis hin zu Wassereinbruch und Leckagen an Treibstofftanks) sowie Probleme bei der „Kanadisierung“ (Übernahme und Anpassung von alten Systemen der OBERON-Klasse) führten zu mehrjährigen Verzögerungen und bedeuteten zugleich auch erhebliche Zusatzkosten für die „Schnäppchen“.
So fuhr in den letzten Jahren nur die CORNER BROOK zur See. Schwesterboot VICTORIA befindet sich seit 2005 in Esquimalt in der Werft. Die Werftliegezeit zur Umrüstung („Kanadisierung“) sollte eigentlich nur ein Jahr dauern, die Fertigstellung des Bootes verzögerte sich aber immer wieder; zwischenzeitlich soll es auch finanzielle Probleme gegeben haben. Zuletzt war Juni 2011 als Datum für die Fertigstellung genannt worden; bislang ausgebliebene Meldungen lassen aber den Schluss zu, dass auch dieser Termin nicht gehalten werden konnte. Das dritte U‑Boot WINDSOR soll nach Planung noch in diesem Jahr fertig werden; 2012 scheint aber wahrscheinlicher. Das vierte U‑Boot, die auf der Überführungsfahrt 2004 havarierte CHICOUTIMI, wird ganz sicher nicht vor 2013 zur fahrenden Flotte stoßen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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