- Astrium ist Hauptauftragnehmer für Swarm-Mission zur Erforschung des Erd-Magnetfelds
- Aus der Umlaufbahn heraus: eine “Reise zum Mittelpunkt der Erde”
- Start der ESA-Satellitenflotte von Plesetsk für Juli 2012 vorgesehen
Mit dem Abschluss der sogenannten “Umwelttests” haben die drei von Astrium gebauten Forschungssatelliten der Swarm-Konstellation ihre Weltraumtauglichkeit bewiesen. Die Swarm-Mission (engl. für Schwarm) soll das Erdmagnetfeld und seine Entwicklung mit einer bisher nicht erreichten Genauigkeit untersuchen. Die Erkenntnisse werden unser Verständnis des Erdinnern und des Klimas verbessern. Das Satellitentrio soll im Juli 2012 vom russischen Weltraumbahnhof Plesetsk ins All starten.
Das führende europäische Raumfahrtunternehmen Astrium, Hauptauftragnehmer für die Swarm-Weltraummission der europäischen Weltraumorganisation ESA, führt derzeit in den Testanlagen der IABG in Ottobrunn bei München weitere umfangreiche Funktionsüberprüfungen der Satelliten durch. Im Mai werden die Startvorbereitungen mit dem Abtransport der drei Satelliten nach Russland beginnen können. Alle drei Satelliten werden vom russischen Startplatz Plesetsk (ca. 800 km nordöstlich von Moskau) mit nur einer einzigen Rockot-Trägerrakete gestartet
Die drei identischen Swarm-Satelliten sollen also die bislang genaueste Vermessung des Erdmagnetfeldes und seiner Veränderungen vornehmen. Die Swarm-Mission wird Jules Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde indirekt nachvollziehen. Um neue Einblicke in die Zusammensetzung und die Prozesse im Erdinneren zu erhalten, braucht man heute weder zu graben noch zu bohren. Man muss vielmehr in eine Erdumlaufbahn fliegen. Das Zauberwort heißt Satellitenfernerkundung. Direkte Einblicke in das Erdinnere vermitteln das Schwere- und Magnetfeld der Erde, deren orts- und zeitabhängige Variationen mit dynamischen Vorgängen im Erdkern in Verbindung gebracht werden.
Sehr präzise und hochauflösende Messungen von Stärke, Ausrichtung und Schwankungen des Erdmagnetfelds, ergänzt durch präzise Navigation, Beschleunigungsmessungen und Messungen der elektrischen Feldstärke, liefern die notwendigen Beobachtungsdaten, um verschiedene Quellen des Erdmagnetfelds unterscheiden und in Modellen erklären zu können. Die Beobachtung aus dem Weltraum liefert einen einzigartigen Einblick in die Zusammensetzung und die Prozesse im Inneren der Erde. Außerdem ermöglicht die Mission Analysen des Einflusses der Sonne auf das System Erde. Die immer bessere Kenntnis des Magnetfelds hat aber auch einen ganz praktischen Nutzen. Erwartet werden vor allem eine zukünftig sehr viel genauere Navigation von Schiffen und Flugzeugen, Entdeckung und Zugang neuer Ressourcen im Erdinneren, eine bessere Vorhersage des Weltraumwetters und eine rechtzeitige Warnung vor Strahlengefahren.
Die Satelliten werden auf einer polaren Umlaufbahn in 490 km Höhe ausgesetzt. Nach vier Jahren werden zwei nebeneinander fliegende Satelliten auf einer Orbithöhe von 300 km unterwegs sein. Die Bahn des dritten Satelliten wird dann um 90 Grad versetzt über das tiefer fliegende Paar hinweg führen.
Astrium hat einzigartige Erfahrungen beim Bau von “Magnetfeldforschern”
Bereits Ende der Siebziger Jahre entwickelte Astrium mit ISEE‑B einen Satelliten zur Magnetfeldforschung im erdfernen Raum. Fortsetzung fand dies in der aus vier Satelliten bestehenden Cluster-Formation, die seit 2000 im Weltall arbeitet. Im erdnahen Bereich wurde der deutsche Satellit Champ (Start: 2000–2010) nach einem Design von Astrium realisiert. Diese Mission erfährt jetzt mit der Swarm-Konstellation eine logische Fortsetzung. Auch technisch gesehen hat Swarm mit Champ wie auch mit dem Eisforschungssatelliten Cryosat — ebenfalls unter Astrium Verantwortung realisiert — direkte Vorgänger. So können die Satellitenbauer der Astrium beispielsweise bei der Systemauslegung, bei bestimmten Subsystemen sowie bei Testanlagen und ‑verfahren auf Erfahrungen aus diesen beiden Projekten zurückgreifen.
Astrium und das Erdbeobachtungsprogramm “Living Planet” der ESA
Swarm ist die “Drei-Satelliten-Mission” im ESA-Programm „Living Planet“. Die Mission wird das Magnetfeld der Erde erforschen. Swarm wird unter der industriellen Führung von Astrium (Friedrichshafen) entwickelt und gebaut. Astrium ist auch an der Entwicklung anderer Satelliten der so genannten Earth Explorer-Reihe beteiligt. Astrium ist der Hauptauftragnehmer für den gegenwärtig im Bau befindlichen EarthCARE und für die “Wind”-Mission ADM-Aeolus mit ihrem Aladin Instrument. Weiterhin baute Astrium den Eisforschungssatelliten Cryosat‑2, der am 8.April 2010 erfolgreich gestartet wurde. Astrium lieferte auch die Plattform für GOCE, der seit dem 17. März 2009 erfolgreich durch das Schwerefeld der Erde “surft” und Messungen vornimmt. Für die “Wasser”-Mission SMOS entwickelte und baute Astrium die Nutzlast Miras. Smos wurde am 2. November 2009 gestartet.
Über Astrium
Astrium ist das führende europäische Unternehmen für Weltraumtechnologien und die Nummer drei weltweit. Als 100-prozentige Tochtergesellschaft der EADS ist das Unternehmen auf zivile und militärische Raumfahrtsysteme und Dienstleistungen spezialisiert. Im Jahr 2010 erreichte Astrium einen Umsatz von 5 Milliarden € und beschäftigte weltweit mehr als 15.000 Mitarbeiter mit Hauptstandorten in Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Spanien und den Niederlanden. Das Kerngeschäft gliedert sich in drei Bereiche: Astrium Space Transportation für Trägerraketen und Weltraum-Infrastrukturen, Astrium Satellites für Satelliten und Bodensegmente sowie Astrium Services für umfassende End-zu-End- und Mehrwert-Lösungen bei Sicherheits- und kommerzieller Satellitenkommunikation und Netzwerken, Equipment für Hochsicherheits-Satellitenkommunikation, maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen für Geo-Informationen sowie weltweite Dienstleistungen für Navigation.
EADS ist ein weltweit führendes Unternehmen der Luft- und Raumfahrt, im Verteidigungsgeschäft und den dazugehörigen Dienstleistungen mit einem Umsatz von € 45,8 Mrd. im Jahr 2010 und fast 122.000 Mitarbeitern. Zu EADS gehören die Divisionen Airbus, Astrium, Cassidian und Eurocopter.
Source:
EADS