Russischen Medien zufolge gibt es bei der russischen Marine „Gedankenspiele“ zu einer Wiederinbetriebnahme der ehemaligen Marinebasis in Cam Ranh, Vietnam.
Offiziell war die Marine nicht zu einer Stellungnahme zu bewegen, aber eine „nicht genannte Quelle“ erklärte am 6. Oktober der Nachrichtenagentur Interfax, „wenn eine entsprechende politische Entscheidung getroffen werde, dann könne die Arbeit an der Wiederherstellung des Stützpunktes binnen drei Jahren beginnen“.
Cam Ranh war zunächst von den Franzosen genutzt worden, die die dortige Bucht im 19. Jahrhundert als geschützten Ankerplatz entdeckten und dann an der Küste einen Hafen bauten. Schon im russisch-japanischen Krieg (1904/05) interessierte sich aber auch Russland für den Stützpunkt. Ein Verband der Baltischen Flotte wollte auf seiner Verlegung nach Fernost dort Station zur Zwischenversorgung machen – was Frankreich verweigerte. Im Zweiten Weltkrieg fiel Cam Ranh in die Händer der Japaner, bis die US Navy 1944 den Hafen zurück eroberte, die Anlagen dabei aber weitgehend zerstörte. Erst in den 1960-er Jahren kam Cam Ranh zu neuen Ehren, diesmal als Stützpunkt der US Navy im Vietnamkrieg. 1975 besetzten nordvietnamesische Truppen den von den Amerikanern mittlerweile modern ausgebauten Hafen.
Cam Ranh zu sowjetischen Zeiten Bildquelle: russ. Marine |
Nur vier Jahre später konnte die Sowjetunion die lange gehegten Wünsche realisieren. 1979 wurde ein Abkommen geschlossen, das der sowjetischen Marine für 25 Jahre eine kostenlose Nutzung versprach. In der Folge wurde Cam Ranh — nicht zuletzt auch als regionales Gegenstück zum US-Stützpunkt Subic Bay (Philippinen) — größter Auslandsstützpunkt der sowjetischen Marine. Mit dem Zerfall der Sowjetunion endete die Präsenz weitgehend. Nur ein Restkommando blieb; die Infrastruktur verfiel. 1998 ließ Vietnam durchblicken, dass man die 2004 auslaufenden Stützpunktrechte durchaus erneuern könne – diesmal allerdings gegen angemessene Bezahlung. Russland lehnte dankend ab; Als Vietnam dann 2002 plötzlich Miete verlangte, zogen die letzten russischen Soldaten aus Cam Ranh ab.
Die nun propagierte Wiedereinrichtung eines Stützpunktes für die russische Marine wird allgemein in Verbindung gebracht mit dem Wunsch, in außerheimischen Gewässern operierenden Einheiten der Pazifikflotte (z.B. auf dem Weg zu Anti-Piraterieeinsätzen am Horn von Afrika) eine autarke logistischen Abstützmöglichkeit zur Zwischenversorgung und ggf. Instandsetzung zu bieten. Angeblich – so Interfax – soll der Marinehauptstab dazu auch bereits einen Kostenvoranschlag erarbeitet und vorgelegt haben.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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