Am 8. August erklärte der Präsident fast beiläufig, die venezolanische Marine (VN) werde „bald neue diesel-elektrische U‑Boote“ erhalten. Damit spricht alles für die Wiederbelebung eines vor mehreren Jahren begonnenen, dann aber auf Eis gelegten Beschaffungsvorhabens.
Schon im Frühjahr 2005 hatte der damalige Befehlshaber der VN, Admiral Armando Laguna, den Wunsch nach drei neuen U‑Booten geäußert. Sie sollten die zwei noch aus den 70er Jahren stammenden deutschen U‑Boote vom Typ 209/1200 ergänzen. Später sprach der Admiral sogar von insgesamt neun geplanten neuen U‑Booten. Nachdem mehrere ausländische U‑Boothersteller angesichts des gespannten politischen Verhältnisses offenbar „dankend abgewinkt“ hatten, begannen Verhandlungen mit der russischen Rüstungsexportbehörde Rosoboronexport. Im Sommer 2007 stand man russischen Medien zufolge kurz vor einer Einigung über eine Bestellung von fünf U‑Booten der KILO-II-Klasse (Projekt 636). Vom Tisch schien dagegen eine ebenfalls berichtete mögliche Order über weitere vier U‑Boote der AMUR-Klasse (Exportvariante der neuen LADA-Klasse). Kommentare ließen damals darauf schließen, dass die Entwicklung von LADA/AMUR erheblich langsamer voran kam als geplant, und das Design noch nicht produktionsreif war.
AMUR 1650 Grafik: Rubin |
Als Chavez dann im Juli 2008 einen Staatsbesuch in Moskau durchführte, erwartete man allgemein die feierliche Unterzeichnung der Verträge. Medien berichteten zwar auch über größere Bestellungen von Rüstungsgütern, aber von U‑Booten war überraschenderweise keine Rede. Es gibt Vermutungen, dass die VN sich inzwischen auf die (immer noch nicht verfügbare) modernere AMUR-Klasse festgelegt hatte und nicht mehr an KILO-II interessiert war. Jedenfalls lag das U‑Bootbeschaffungsvorhaben seitdem auf Eis.
Die nunmehrige Wiederbelebung nur kurz nach der offiziellen Indienststellung des russischen U‑Bootes ST. PETERBURG (Typboot der neuen LADA-Klasse) durch die russische Marine im Mai dieses Jahres könnte darauf hindeuten, dass die VN nun eine Chance sieht, AMUR zu erhalten. Der finanzielle Spielraum ist allerdings begrenzt. Angeblich stehen für die U‑Bootbeschaffung Kredite in Höhe von 800 Mio. US-Dollar bereit. Dafür ließen sich wohl zwei AMUR erwerben. Sollte man sich mit KILO-II „bescheiden“, könnte das Geld bei entsprechender Vertragsgestaltung (Kompensationsgeschäfte) für drei Boote reichen. Zuletzt war für drei KILO-II allerdings bereits ein Preis von über 1 Mrd. US-Dollar genannt worden. Die von Admiral Laguna genannten fünf oder gar neun U‑Boote sind jedenfalls mit den derzeit offiziell genannten Mitteln sicher nicht zu finanzieren – aber vielleicht ist die aktuelle Ankündigung ja auch nur erste Phase eines größeren, mittel- bis langfristigen Projektes.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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