Im März hatte der FK-Kreuzer MONTEREY mit dem Auslaufen aus Norfolk zu einer mehrmonatigen Mittelmeerreise den Beginn europäischer Raketenabwehr markiert.
Pläne zu einem europäischen „Raketenschild“ (gegen z.B. iranische Langstreckenraketen) waren bereits unter der Bush-Regierung entwickelt worden. Die damals geplante Stationierung von Abwehranlagen in Polen und Tschechien war politisch allerdings nicht durchsetzbar, und das Vorhaben musste zu den Akten gelegt werden. Unter Präsident Obama wurde schließlich ein neues Konzept erarbeitet. Der so genannte “European Phased Adaptive Approach“ (EPAA) soll in vier Phasen erfolgen:
- Initial Integrated Defense (2011)
- Enhanced MRBM Defense (2012 – 2015)
- Robust IRBM Defense (2015 – 2018)
- Early Intercept and Regional ICBM Defense (2018 – 2020)
Das Deployment der MONTEREY ist Teil der Phase 1, die bis Jahresende abgeschlossen sein soll. Sie dient der Herstellung einer Anfangsfähigkeit („initial capability“) zum Schutz Südeuropas gegen ballistische Flugkörper unterschiedlicher Reichweiten (SRBM, MRBM, ICBM) aus dem Bereich des Nahen und Mittleren Ostens. Dabei wurde das Aegis Gefechtsführungssystem (SPY‑1 Radar) des FK-Kreuzers mit einem beim US European Command zur regionalen Raketenabwehr in Europa neu eingerichteten Ballistic Missile Defense System (C2BMC — Command, Control, Battle Management & Communication) vernetzt.
Archivbild (Foto: US Navy) |
Während sich die Reise der MONTEREY nun allmählich ihrem Ende nähert (zuletzt war das Schiff Anfang September in Souda Bay, Kreta gemeldet worden), wirft die Phase 2 des EPAA ihre Schatten voraus. In ihr soll von 2012 – 2015 eine verbesserte Fähigkeit zur Abwehr von Mittelstreckenraketen hergestellt werden.
In Realisierung dieser Planung hat die US Navy nun von Spanien die Genehmigung erhalten, vier zur Raketenabwehr befähigte Kreuzer und/oder Zerstörer permanent im südspanischen Stützpunkt Rota zu stationieren. Rota wird bisher zwar immer wieder von US-Kriegsschiffen angelaufen (z.B. zur Nachversorgung und für Übungen), fest stationiert sind hier aber bisher keine Einheiten der US Navy. Zur Umsetzung der nun beschlossenen Maßnahme sind denn auch einige (kleinere) infrastrukturelle Vorbereitungen notwendig. Die ersten zwei US-Schiffe sollen 2014 in den spanischen Stützpunkt verlegen, zwei weitere dann 2015 folgen. Um welche Schiffe genau es sich handeln wird, steht derzeit noch nicht fest. In Frage kommen sowohl Kreuzer der TICONDEROGA-Klasse als auch Zerstörer der ARLEIGH BURKE-Klasse.
Russland hat gegen die geplante Stationierung der US Kriegsschiffe in Spanien heftig protestiert. In Moskau sieht man hier weniger ein europäisches Projekt zum Schutz gegen ballistische Flugkörper aus dem Nahen-/Mittleren Osten, als vielmehr den Versuch der USA, in vorgeschobener Position — schon möglichst weit vor US-Gebiet — nationale Fähigkeiten zur Abwehr russischer Flugkörper zu entwickeln und so die nukleare Abschreckung zu unterlaufen. Lösung wäre aus russischer Sicht eine aktive eigene Teilhabe am europäischen Programm; dies lehnt die NATO in der bisher geforderten Form allerdings ab.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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