Die US Coast Guard hat am 2. September mit der STRATTON ihr drittes Wachschiff der LEGEND-Klasse übernommen.
Die 127‑m Schiffe (4.100 ts) sind nach drei Eisbrechern die größten Einheiten der USCG. Acht geplante Schiffe der LEGEND-Klasse sollen die inzwischen mehr als 40 Jahre alten und nun nach und nach auszumusternden Wachschiffe der HAMILTON-Klasse ablösen und dabei als „High Endurance Cutters“ das volle Spektrum von Aufgaben (maritime homeland security, counter terrorism, counter drug, coastal patrol, fishery protection, search & rescue) auf Hoher See wahrnehmen, bei Bedarf auch fernab der US Küsten zum Einsatz kommen.
Der Bau der auch als „National Security Cutter“ (NSC) bezeichneten Schiffe war Ende der 1990er Jahre als Teil des Großvorhabens „Deepwater“ beschlossen worden. Für umgerechnet etwa 15 Mrd. Euro wollte sich die USCG mit ursprünglich bis zu 91 (mittlerweile weniger) neuen Schiffen und Booten umfassend modernisieren. Neben den NSC stehen etwas kleinere „Offshore Patrol Cutter“ (OPC, 2.900 ts) und „Fast Response Cutter“ (FRC, 350 ts) auf der Beschaffungsliste. Vor allem letztere haben dem „Deepwater“-Projekt in den letzten Jahren Negativ-Schlagzeilen beschert. Nach Streit um eklatante Kostenüberschreitungen (das gesamte „Deepwater“ soll inzwischen gut 20 Mrd. Euro teuer werden) und Designmängel hatte die USCG bereits erteilte Teilaufträge wieder gestrichen. Niemand wusste zunächst so richtig, wie es mit der Beschaffung der FRC weiter gehen sollte. Schließlich durfte Bollinger aber mit dem Bau der einmal bis zu 34 Boote umfassenden SENTINEL-Klasse beginnen. Am 18. August wurde in Lockport (Louisiana) der zweite FRC zu Wasser gelassen; das dritte Boot soll schon im November folgen.
Ärger gab es aber auch um die Schiffe der LEGEND-Klasse. Kostenüberschreitungen und technische Probleme — und damit verbunden zeitliche Verzögerungen — fanden immer wieder den Weg in die Medien. So sollen einige Strukturelemente der Schiffe so schwach ausgelegt gewesen sein, dass sie im vorgesehenen Einsatzspektrum in Nordatlantik und Nordpazifik nur drei Jahre durchgehalten hätten. Inzwischen scheint man für diese Probleme eine Lösung gefunden zu haben – die Suche danach hat allerdings das Vorhaben (und zugleich auch die Beschaffung von OPC) um gut fünf Jahre verzögert.
BERTHOLF (Foto: US Coast Guard) |
Im Mai 2009 akzeptierte die USCG schließlich die BERTHOLF, das erste Schiff ihrer neuen LEGEND-Klasse, und im Mai 2010 wurde mit der WAESCHE der zweite NSC in Dienst gestellt. Nun folgte die nach dem ersten weiblichen Offizier der USCG, Captain Dorothy C. Stratton, benannte STRATTON. Wenige Tage vor ihrer Indienststellung hat Huntington Ingalls in Pascagoula mit dem Bau des vierten Schiffes begonnen, das den Namen der früheren (kürzlich an die Philippinen abgegebenen) HAMILTON weiter führen wird. Am 12. September erhielt die Werft dann auch schon den Auftrag zum Bau des 5. Schiffes, das wohl den Namen JOSHUA JAMES erhalten soll. Aufträge für die restlichen drei Schiffe dürften wie geplant in den kommenden Haushaltsjahren erteilt werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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