USA — Test zur Abwehr ballistischer Flugkörper

Eigentlich sollte das gar nicht funk­tion­ieren, klappte dann aber über­raschen­der­weise doch per­fekt.

Marineforum - O'KANE (Foto: US Navy)
O’KANE
Bildquelle: US Navy

Am 18. April führte der Zer­stör­er O’KANE im Paz­i­fik vor Hawaii einen Test zur Abwehr bal­lis­tis­ch­er Flugkör­p­er (Bal­lis­tic Mis­sile Defense — BMD) durch. Das noch zur ersten Bauserie der ALRLEIGH BURKE-Klasse gehörende, 1999 in Dienst gestellte Aegis-Schiff ist mit Flugkör­pern Stan­dard Mis­sile SM‑3 Block 1A zwar zur BMD befähigt, aber dieser FK gilt all­ge­mein als der „least capa­ble“ der BMD-Fam­i­lie und ist eigentlich nur für die Abwehr von Flugkör­pern kürz­er­er Reich­weite wie z.B. Scud (600 km) ausgelegt. 

Typ­is­cher­weise erhöhen sich mit der Reich­weite auch Flughöhe und Geschwindigkeit ein­er bal­lis­tis­chen Rakete – und damit auch die Anforderun­gen an den Abfang-FK. Im geplanten Test sollte erst­mals ein Flugkör­p­er größer­er Reich­weite (3.000 – 6.000 km) geortet, ver­fol­gt und schließlich auch bekämpft wer­den. All­ge­mein ging man davon aus, dass das Ziel — ein mod­i­fiziert­er Flugkör­p­er Tri­dent — nicht effek­tiv bekämpft wer­den kön­nte, aber die O’KANE sollte natür­lich einen ihrer SM‑3 Block 1A schießen. Zu nicht geringer Über­raschung fand die Abwehrrakete ihr Ziel und zer­störte es. 

Damit aber noch nicht genug: Nicht das Radar der O’KANE lieferte die Zielin­for­ma­tio­nen, son­dern der erfol­gre­iche Abfangschuss erfol­gte mit Fremd­dat­en eines „off-board“ Radars. Dies bedeutet, dass die BMD-Fähigkeit eines Aegis-Schiffes sich nicht an der Auf­fas­sungsre­ich­weite sein­er eige­nen Radaran­la­gen bemisst. Jede — auch weit­er ent­fer­nte — Ortungssta­tion auf anderen Schif­f­en oder an Land kann über ein Net­zw­erk Ziel­d­at­en an das schießende Schiff liefern. Ein solch­er „launch on remote“ gilt als Grund­vo­raus­set­zung für effek­tive regionale BMD

Für die US Navy war der Testschuss der O’KANE Grund zu feiern. Er zeigte, dass BMD gegen Mit­tel- und Langstreck­en­raketen nicht nur grund­sät­zlich möglich ist, son­dern dass sog­ar die dafür (noch) nicht aus­gelegten Anla­gen und Waf­fen­sys­teme dafür geeignet sind, weil sie offen­bar in ihren tat­säch­lichen tak­tis­chen-/tech­nis­chen Fähigkeit­en über die geforderten Spez­i­fika­tio­nen hin­aus gehen. Eigentlich wollte man durch Upgrades von Radaran­la­gen, Gefechts­führungssys­te­men und neuere Ver­sio­nen der SM‑3 die Fähigkeit zur Abwehr von Mit­tel- und Langstreck­en­raketen erst bis 2018 schaf­fen. Nun hat man über­raschend schon jet­zt eine zumin­d­est „Grund­fähigkeit“.

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