Anfang Januar hatte das US Verteidigungsministerium mit dem Dokument “Sustaining Global Leadership: Priorities for 21st Century Defense” neue strategische Rahmenbedingungen verkündet, die nicht zuletzt auch die Basis für Einsparungen von mehr als 450 Mrd. US Dollar in den kommenden zehn Jahren bilden.
Das Dokument ließ zwar keinen Zweifel daran, dass die US-Streitkräfte vor substantiellen Einschnitten stehen; wo genau diese zu erwarten sind, blieb aber zunächst offen. Hier hat nun ein Folgedokument etwas Licht ins Dunkel gebracht. Auch das am 26. Januar veröffentlichte Dokument “Defense Budget Priorities and Choices” lässt bei einem Umfang von nur 16 Seiten im Detail noch einige Fragen offen, die letztendlich nur im Haushaltsentwurf für 2013 (wird im Februar erwartet) Klärung erfahren dürften, aber es gibt doch Hinweise, auf was sich die Teilstreitkräfte für die kommenden fünf Haushaltsjahre (bis 2017) einstellen müssen. So sieht sich das US Marine Corps vor gut 10 Prozent Personalreduzierung, wird dabei aber – wie es offiziell heißt — mit am Ende 182.000 Mann noch „größer bleiben als es vor zehn Jahren war“.
Auch die US Navy muss Federn lassen; einige ihrer größeren Rüstungsvorhaben werden geschoben oder gekürzt. Erleichtert wird man sicher zur Kenntnis nehmen, dass es bei insgesamt elf Carrier Strike Groups bleiben soll, für die zehn Carrier Air Wings vorgehalten werden (regelmäßig sind ja ein oder zwei Träger in einer mehrjährigen Grundüberholung). Die Verlegung (mindestens) einer Carrier Strike Group von der Atlantikküste an die Pazifikküste soll der neuen strategischen Ausrichtung Rechnung tragen. Die US Navy wird mit seegestützter Abschreckung ihre Rolle in der nuklearen Triade behalten. Allerdings wird der Ersatz der derzeitigen nuklearstrategischen U‑Boote der OHIO-Klasse um zwei Jahre verzögert. An die Anzahl der geplanten U‑Boote der VIRGINIA-Klasse werden keine Abstriche gemacht; der Bau eines der nach 2017 geplanten Boote aber verschoben. Die U‑Boote sollen überdies deutlich mehr Marschflugkörper an Bord nehmen können.
Sieben Kreuzer der TICONDEROGA-Klasse sollen in den kommenden Jahren vorzeitig ausgemustert werden. Nun hat die US Navy allerdings erst kürzlich für die Haushaltsjahre 2013/14 die geplante Außerdienststellung von sogar neun Kreuzern angekündigt und diese überdies auch schon namentlich benannt. Werden nun zwei weniger ausgemustert, oder sind die nun genannten sieben Schiffe in dieser Liste noch nicht enthalten — und stehen damit dann also (bis 2017) insgesamt 16 der 22 TICONDEROGA zur Disposition? Letzteres mag man sich kaum vorstellen. Hier werden die kommenden Tage — hoffentlich — Klarheit bringen. Schon aus der Planung der kommenden fünf Jahre werden zwei Littoral Combat Ships gestrichen. Marineflieger und US Marine Corps können sich darauf einstellen, dass alle drei Varianten des neuen Kampfflugzeuges F‑35 beschafft werden – also auch die für das USMC vorgesehene, umstrittene STOVL Variante F‑35B. Die Einführung der neuen Flugzeuge wird sich allerdings verzögern, „um mehr Zeit für Erprobungen“ zu haben.
Bei den amphibischen Kräften soll kein amphibischer Träger vorzeitig ausgemustert werden; einer der geplanten Neubauten der AMERICA-Klasse wird jedoch mit einem Jahr Verzögerung zulaufen. Zwei Docklandungsschiffe werden vorzeitig ausgemustert und erst nach 2017 durch Neubauten ersetzt. Hier gilt ähnliches wie für die oben angesprochenen Kreuzer. Die US Navy hat für 2013/14 bereits drei Docklandungsschiffe namentlich für die Ausmusterung benannt; werden von diesen nun nur zwei tatsächlich außer Dienst gestellt, oder insgesamt fünf? Im Zeitraum bis 2017 sollen insgesamt acht Joint High Speed Vessel (JHSV) weniger gebaut werden als derzeit geplant. Schon im Oktober hatte es Gerüchte gegeben, dass das JHSV-Programm nach nur zehn Schiffen enden könnte. Zuvor waren bis zu 41 Einheiten im Gespräch.
Bei bloßen materiellen und personellen Kürzungen dürfte es allerdings nicht bleiben. Verteidigungsminister Panetta hat bereits durchblicken lassen, dass den US Streitkräften zwei neue „BRAC-Runden“ bevorstehen. Die „Defense Base Closure and Realignment Commission“ wird noch einmal die gesamte Organisation und Infrastruktur – auch der US Navy – genau unter die Lupe nehmen, um weiteres Einsparpotential zu ermitteln. Die damit einhergehende Standortdebatte wird sicher auch für heftige politische Debatten sorgen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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