Im Westpazifik haben die US-Streitkräfte eine größere Übung begonnen, die in einschlägigen Medien sicher auch wieder Spekulationen zu einem angeblich geplanten Angriff auf den Iran nähren wird — aber der Reihe nach …
Am 12. September begann die Übung “Valiant Shield 2010”. Übungen dieser Serie fanden bereits 2006 und 2007 statt; sie gehörten zu den größten TSK-gemeinsamen Übungen, an denen die US Navy jemals teilgenommen hatte. An „Valiant Shield 2007“ nahmen drei komplette Carrier Strike Groups teil, und da die Übung aus dem Pazifik in Richtung Südostasien führte, und in der Verlängerung der Zielrichtung auch der Persische Golf lag, argwöhnten zahlreiche Medien schon damals den Aufmarsch zu einem Angriff auf den Iran. Diese Vermutung war damals so ebenso falsch, wie sie auch diesmal sein dürfte.
frühere Übung ‘Valiant Shield’ Bildquelle: US Navy |
An „Valiant Shield 2010“ ist mit der GEORGE WASHINGTON Carrier Strike Group nur eine einzige Trägerkampfgruppe beteiligt, die zwar durch die Amphibious Ready Group um den amphibischen Träger ESSEX (WASP-Klasse) und einige weitere Einheiten wie z.B. Minenjagdboote der AVENGER-Klasse ergänzt wird, aber die insgesamt 19 an der Übung teilnehmenden Schiffe und U‑Boote bleiben doch deutlich hinter dem Umfang der früheren Übungen zurück.
„Valiant Shield 2010“ simuliert den „Anmarsch unter feindlicher Bedrohung“ („Opposed Transit“) in ein Operationsgebiet. Dieser beginnt nahe der Insel Palau in der südlichen Philippinensee und führt bis kurz vor die Insel Guam, wo die Übung am 21. September enden soll. Beteiligt sind neben den Schiffen der US Navy und einer Marine Corps Task Force auch Flugzeuge der US Air Force (Air Force Expeditionary Wing) einschließlich strategische Bomber B‑52. Vor dem Hintergrund eines „Real World Scenario“ stehen u.a. „Maritime Interdiction Operations, Defensive Counter Air Missions, Anti-Submarine Warfare, Intelligence, Surveillance and Reconnaissance“ auf dem Übungsprogramm. Feindliche Kräfte sollen über die gesamte Strecke des Transits und in angrenzenden Gebieten auf See, in der Luft, an Land und im „Cyberspace“ effektiv geortet, aufgeklärt, verfolgt und wenn nötig bekämpft werden.
Dass das diesjährige „Valiant Shield“ gegenüber den früheren Übungen der Serie erheblich abgespeckt ist, wird einschlägige Medien — und natürlich auch die Gerüchten und Verschwörungstheorien gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossene arabische Welt — nicht daran hindern, wie bereits 2007 eine Verbindung zur Lage um den Iran herzustellen. Natürlich wird man zur Kenntnis nehmen, dass an der eigentlichen Übung nur eine Carrier Strike Group und eine Amphibious Ready Group beteiligt sind. Aber in der Golfregion operieren ja bereits die Carrier Strike Group um den Flugzeugträger HARRY S. TRUMAN und die PELELIU Amphibious Ready Group. Eine weitere Amphibious Ready Group (KEARSARGE) befindet sich auf dem Marsch in die Region, und überdies hat der Flugzeugträger ABRAHAM LINCOLN am 11. September San Diego zu einem geplanten mehrmonatigen Einsatz in der Golfregion verlassen. Damit stünden dann theoretisch doch drei Carrier Strike Groups und drei Amphibious Ready Groups für einen „Angriff auf den Iran“ bereit. Dass all diese Bewegungen seit mehr als einem Jahr geplant sind (u.a. routinemäßige Ablösungen) dürfte die Verfechter einer Angriffs-Theorie nur wenig irritieren. Im Zweifelsfall ist dann eben auch der Angriff schon so lange geplant …
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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