Es geschieht sicher nicht oft, dass die USA in Russland um Hilfe bitten müssen, um eine amerikanische Stadt zu versorgen.
Bei der in Alaska gelegenen Kleinstadt Nome ließ sich dies allerdings nicht vermeiden. Ein unerwartet früher Wintereinbruch hatte die an der US-Küste der Beringstraße gelegene Ortschaft mit ihren 3.600 Einwohnern vorzeitig von jeder Versorgung über See abgeschnitten und die vor dem Winter übliche Lieferung von Heizöl und Dieselkraftstoff verhindert. Nur noch mit Hilfe von Eisbrechern können für Fahrten in Polargewässern speziell eisverstärkte Schiffe die Stadt erreichen. Die US Küstenwache hat zwar ihren derzeit einzigen einsatzklaren Eisbrecher HEALY vor Ort – aber ein für den Transport des Heizöls durch das Eis geeignetes Schiff war in den USA nicht verfügbar.
Auf der Suche nach Alternativen zu einer ansonsten notwendig gewordenen, aufwändigen Luftbrücke wurde man letztendlich nur in Russland fündig. Die der russischen RIMSCO (Wladivostok) gehörende RENDA wird seit Jahren im Seeverkehr auf dem Nördlichen Seeweg entlang der russischen Arktisküste eingesetzt. Zum Anlaufen von Nome war zunächst eine offizielle Ausnahme von Beschränkungen durch ein US Gesetz notwendig. Nachdem dies geschafft war, erreichte die RENDA, von der HEALY durch inzwischen 60 cm dickes Eis geleitet, nach zehntägiger Fahrt am 13. Januar ihr Ziel vor Nome. Am 14. Januar begann die Entladung der fast 5 Mio. Liter Heizöl und Dieselkraftstoff.
„Für uns sind solche Fahrten normal“, erklärte der russische Reeder anschließend. Noch im November habe die RENDA völlig ohne Eisbrecherhilfe russische Arktishäfen versorgt. Sie hätte, so der Reeder weiter, Nome sicher auch aus eigener Kraft erreicht, aber in diesem Fall habe man sich den Weisungen der US Küstenwache fügen und im Kielwasser der HEALY folgen müssen. „Wenn die Amerikaner ‚Stopp’ gesagt haben, dann haben wir eben gestoppt“.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen.