Auch wenn derzeit Einsparungen die Schlagzeilen beherrschen, stehen doch nicht alle Ausmusterungen von Schiffen in unmittelbarem Zusammenhang mit aktuellen Sparbeschlüssen.
Zur notwendigen zyklischen Erneuerung der Flotte jeder Marine gehört neben der Indienststellung von Neubauten natürlich immer auch die Außerdienststellung älterer Schiffe.
Bei der US Navy traf dieses Schicksal im Haushaltsjahr 2011 insgesamt elf Kampf- und Hilfsschiffe. Zu diesen gehörten drei Fregatten der OLIVER HAZARD PERRY-Klasse, drei amphibische Schiffe (zuletzt – wie an dieser Stelle berichtet — das Docklandungsschiff CLEVELAND), ein U‑Boot der LOS ANGELES-Klasse sowie vier Schiffe des Military Sealift Command. Hier machte der 25 Jahre alte Flottentanker SAMUEL L. COBB den Abschluss; das Schiff wurde der Maritime Administration zur weiteren Verwertung übergeben.
COWPENS (Foto: US Navy) |
Im Haushaltsjahr 2012 stehen drei weitere Fregatten und ein altes Docklandungsschiff auf der „Inactivation List“: Schon im Februar/März wird für die Fregatten BOONE, STEPHEN W. GROVES und JOHN L. HALL das Ende ihrer Dienstzeit bei der US Navy kommen. Alle drei Schiffe sollen aber befreundeten ausländischen Marinen zur Übernahme angeboten werden. Am 30. März wird dann auch auf der PONCE, dem vorletzten Docklandungsschiff der AUSTIN-Klasse, letztmals die Seekriegsflagge eingeholt. Wie schon die CLEVELAND, soll die PONCE noch einige Jahre eingemottet bei der Reserveflotte für den Eventualfall verfügbar gehalten werden.
Die Haushaltsjahre 2013 und 2014 bringen dann einen regelrechten „Aderlass“ für die Kampfflotte. Gleich neun FK-Kreuzer der TICONDEROGA-Klasse stehen in diesen beiden Jahren auf der Streichliste. NORMANDY, ANZIO, VICKSBURG und CAPE ST. GEORGE sollen 2013 den aktiven Dienst beenden; PRINCETON, COWPENS, GETTYSBURG, CHOSIN und HUE CITY in 2014 folgen.
Zwischen 1983 und 1994 hatte die US Navy insgesamt 27 dieser 10.000-ts Schiffe in Dienst gestellt. Sie waren die ersten mit dem Gefechtsführungssystem Aegis ausgerüsteten Schiffe der US-Navy — mit den markant in die Brückenaufbauten integrierten Flächen des dazu gehörenden SPY‑1 Phased Array Radars. 2006 wurden bereits fünf Schiffe des ersten Loses ausgemustert. Sie verfügten noch nicht über das bei den nachfolgenden Einheiten installierte Senkrechtstartsystem für diverse Flugkörper und konnten auch keine Marschflugkörper Tomahawk abfeuern.
Auch die nun zur Ausmusterung vorgesehenen Schiffe reflektieren nicht den neuesten technologischen Stand, haben z.B. nicht das „Cruiser Conversion Program“ durchlaufen, mit dem Schwesterschiffe nach und nach u.a. auch zu verbesserter Raketenabwehr befähigt werden.
Wirklichen Ersatz durch Kreuzer einer neuen Klasse wird es zumindest mittelfristig nicht geben. Das vorgesehene Programm zur Beschaffung von CG(X) war mit dem letzten Schiffbauplan (SBP 2010) aus Kostengründen auf Eis gelegt worden; Zerstörer ARLEIGH BURKE sollen die Lücke füllen. Für die auszumusternden TICONDEROGA dürften sich einige befreundete Marinen interessieren. Ihr Verkauf wird aber sicher mehr politische Geste als bloßer Rüstungstransfer sein, zumal wenn man an mögliche Empfänger Indien oder Taiwan denkt, für die der Erwerb eines TICONDEROGA Einstieg in Aegis-Technologie wäre.
In 2013/14 wird dann auch schon für die ersten drei Docklandungsschiffe der WHIDBEY ISLAND-Klasse der aktive Dienst bei der US Navy enden. WHIDBEY ISLAND, FORT McHENRY und TORTUGA sind dann zwar erst etwa 20 Jahre alt, aber für sie gibt es mit Neubauten der SAN ANTONIO-Klasse und ersten JHSV Joint High Speed Support Vessel lange geplanten Ersatz.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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