Ein Vorschlag der US Navy zur Beschaffung von Littoral Combat Ships sorgt für Verblüffung.
Lockheed-Martin und General Dynamics/Austal haben in den letzten Jahren Prototypen für Kriegsschiffe entwickelt, die mit modularer Ausrüstung besonders den Anforderungen im küstennahen Seekrieg (Littoral Warfare) gerecht werden sollten. Während Lockheed-Martin beim Littoral Combat Ship auf ein eher herkömmliches Einrumpf-Design setzte, brachte Konkurrent General Dynamics / Austal einen innovativen Trimaran ins Spiel. Eigentlich wollte die US Navy beide Designs ausgiebig nebeneinander in der Praxis erproben und sich dann für eines entscheiden, oder ggf. auch einzelne Designelemente in ein gemeinsames Design einfließen lassen. Schon 2007 wollte man ein erste Schiff in Dienst stellen; 2008/09 bereits dreizehn Schiffe bestellen. Gehörige Verzögerungen machten einen Strich durch diese Rechung; zugleich geriet das Vorhaben durch extreme Kostenüberschreitungen an den Rand des Abbruchs. Dabei drängt die Bestellung. Ältere Fregatten der OLIVER HAZARD PERRY-Klasse werden ausgemustert; kaum ein Schiff der US Navy ist wirklich für die inzwischen die operativen Einsätze dominierenden küstennahen Operationen optimiert.
Littoral Combat Ships Bildquelle: US-Navy |
Ohne wirklich Gelegenheit gehabt zu haben, das Trimaran-Design in der Praxis zu erproben, wollte sich die US Navy nun im Sommer 2010 für eines der beiden Designs entscheiden. Der „Gewinner“ sollte dann den lange überfälligen Auftrag zum Bau von zunächst zehn LCS erhalten. Weitere Aufträge bis zu einer Gesamtzahl von 55 Schiffen sollten später folgen. Die im Sommer fällige Entscheidung wurde erneut verschoben. Zur Abgabe „letzter Angebote“ erhielten die Herstellerteams noch einmal eine Frist bis zum 15. September. Nach deren Auswertung sollte dann im Dezember die Entscheidung fallen.
Beide Teams haben ihre Angebote fristgerecht vorgelegt – und deren Sichtung hat die US Navy nun veranlasst, ihre bisherige „Winner Takes All“ Strategie noch einmal zu überdenken. Im Bemühen um den Zuschlag haben die Firmen ihre Preise offenbar deutlich gesenkt. Für die US Navy bietet sich unerwartet die Möglichkeit, 20 Littoral Combat Ships zum bisher für 15 Schiffe veranschlagten Preis zu erhalten. Dieses Momentum möchte man möglichst schnell nutzen und zugleich wohl auch vermeiden, dass der im Auswahlverfahren ggf. unterlegene Anbieter durch gerichtliche Klagen den dringenden Bau der LCS noch weiter verzögert. So wurde dem für die Bewilligung der Mittel zuständigen Kongressausschuss nun am 4. November vorgeschlagen, jeweils zehn Schiffe beider Designs zu bestellen. Sollte dies keine Zustimmung finden, werde man wie geplant zehn Schiffe eines im Down-Select ausgewählten Anbieters ordern.
Bei den Politikern scheint sich anfängliche Verblüffung schnell in Zustimmung zu wandeln. Die Bestellung von jeweils zehn Schiffen gibt beiden Werftkonsortien Auslastung und sichert zahlreiche Arbeitsplätze – ein in der aktuellen wirtschaftlichen Lage in den USA nicht außer Acht zu lassendes Argument. So spricht derzeit alles dafür, dass die zuständigen Politiker dem überraschenden Vorstoß der US Navy tatsächlich grünes Licht geben und noch vor Jahresende die notwenigen Mittel in einen (Nachtrags-)Haushalt einstellen. Mit zunächst zwanzig Schiffen wäre dann auch die Flottenbauplanung der US Navy wieder im Lot – und die Entscheidung, welches Design denn nun den Forderungen besser gerecht wird, kann erst einmal vertagt werden. Bis zur Bestellung weiterer Lose hat die US Navy sicher mehrere Jahre Zeit, beide Typen nebeneinander in der operativen Praxis zu erproben und zu bewerten.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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