Der Flugzeugträger ENTERPRISE hat seine letzte planmäßige Einsatzfahrt begonnen.
Am 13. Januar verließ der dienstälteste Flugzeugträger der US Navy (Indienststellung 1961, letzter „Vor-NIMITZ“ Träger) begleitet von den Kampfschiffen seiner Carrier Strike Group (Kreuzer LEYTE GULF, Zerstörer BARRY, BULKELEY und MASON) den Heimatstützpunkt Norfolk. Das Schiff verlegt nun über den Atlantik ins Mittelmeer und weiter in den Persischen Golf.
Einige „einschlägige“ Medien wollen in der Verlegung eine direkte Reaktion auf die Lage im Libanon erkennen. Dort droht tatsächlich eine mögliche krisenhafte Entwicklung. Ein Sondertribunal der Vereinten Nationen soll „in den nächsten Tagen“ das Ergebnis einer Untersuchung zu den Hintergründen der Ermordung des libanesischen Ministerpräsidenten Rafik al-Hariri (2005) verkünden. Allgemein wird erwartet, dass hier die islamistische Terrororganisation Hisbollah offen beschuldigt wird – und dass dies einen neuerlichen Bürgerkrieg im Libanon auslösen könnte. Natürlich wird in den USA die Lageentwicklung im Libanon „sehr aufmerksam beobachtet“, und sicher werden auch Optionen für ein mögliches Eingreifen (Evakuierungsoperationen) geschaffen. Die ENTERPRISE könnte hier in vorsorglichen Planungen durchaus eine Rolle spielen; ihre Verlegung steht allerdings in keinerlei ursächlichem Zusammenhang. Ähnliche wenn nicht bessere Optionen böte z.B. die derzeit im Zuständigkeitsbereich der 5. US Flotte (Indik, Persischer Golf) eingesetzte Amphibious Ready Group um den amphibischen Träger KEARSARGE.
ENTERPRISE Bildquelle: US Navy |
Tatsächlich sollte der Einsatz der ENTERPRISE schon im vergangenen Jahr beginnen. Eine Werftliegezeit gestaltete sich dann allerdings deutlich zeitaufwändiger als geplant. Eigentlich sollte die Überholung des Trägers schon im August 2009 beendet sein, aber erst im April 2010 konnte das Schiff zur fahrenden Flotte zurück kehren. Die Verzögerung wirkte sich nachhaltig auf die Einsatzplanung der gesamten Flotte aus. Wegen Nichtverfügbarkeit der ENTERPRISE mussten Einsätze der NIMITZ und der HARRY S. TRUMAN von sechs auf acht Monate verlängert und der der TRUMAN überdies zeitlich geschoben werden.
Natürlich gab es Kritik. Warum wurde die ENTERPRISE überhaupt noch einmal (für mehr als 600 Mio. US-Dollar) überholt? Immerhin war doch von vornherein klar, dass der Veteran nach der Werftliegezeit nur noch einen einzigen operativen Einsatz fahren und dann außer Dienst gestellt werden sollte. Hätte man darauf nicht verzichten können? Für die US Navy war letztendlich ausschlaggebend, dass bei einer Streichung der Grundüberholung der ENTERPRISE (mit konsequenterweise dann vorgezogener Versetzung in den Reservestatus) die unter strategischen Erwägungen vorgegebene Mindestanzahl an einsatzklaren Flugzeugträgern nicht mehr gegeben gewesen wäre — und dies in einer Zeit ohnehin sehr hoher Einsatzbelastungen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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