Größere Umstrukturierungspläne des US Rüstungskonzerns Northrop Grumman bereiten der US Navy aber auch Politikern „Kopfschmerzen“.
Avondale Shipyard Bildquelle: Times Picayune |
Zunächst hatten Medien berichtet, Northrop Grumman wolle seine Werft in Avondale, Louisiana (am Westufer des Mississippi, 30 km westlich von New Orleans), schließen. Die Avondale Shipyard war vor einigen Jahren durch den Hurrikan Kathrina schwer getroffen worden und hatte sich davon nie so richtig erholt. Mit der Schließung der Werft wolle – so Medien – Northrop Grumman aber nicht nur die wirtschaftlichen Konsequenzen aus der aktuellen Lage ziehen. Sie erfolge auch im Vorgriff auf erwartete Kürzungen bei den Rüstungsausgaben sowie als Reaktion auf den neuen 30-year Shipbuilding Plan, der einen künftigen Schwerpunkt bei kleineren Schiffen erkennen lasse.
Avondale hatte in der Vergangenheit vornehmlich größere Schiffe gebaut. In den 80er Jahren wurden hier Schlachtschiffe der IOWA-Klasse modernisiert. In den 90er Jahren entstanden Docklandungsschiffe der HARPERS FERRY und WHIDBEY ISLAND-Klasse sowie 14 der 16 Flottentanker der HENRY J. KAISER-Klasse. Derzeit stellt Avondale Docklandungsschiffe der SAN ANTONIO-Klasse her. Deren Bau soll nun ins etwa 200 km entfernte, an der Golfküste in Mississippi gelegene Pascagoula verlagert und dort konzentriert werden. Dort war bei der inzwischen ebenfalls zu Northrop Grumman gehörenden Ingalls Werft bereits das Docklandungsschiff MESA VERDE dieser Klasse gebaut worden. Diese Pläne hätte sich die US Navy wohl mehr oder weniger Schulter zuckend zur Kenntnis genommen. Avondale Shipyards war nach „technischem Pfusch“ gerade beim Bau der neuen Docklandungsschiffe in jüngster Zeit ohnehin in die Kritik geraten.
Am 20. Juli hieß es dann aber plötzlich, Northrop Grumman beabsichtige eine komplette Aufgabe all seiner insgesamt sieben Werften. Schiffbau sei kein Kerngeschäft und passe auch nicht so recht ins Konzept des Konzerns, der seine Stärken mehr bei Luft- und Raumfahrt, Elektronik, Informationstechnologie und technischen Serviceleistungen sehe. Zwischen Schiffbau und den übrigen Komponenten des Konzerns gebe es „zu wenig Synergien“. Die Abtrennung („spin off“) der kompletten Schiffbausparte vom Konzern könnte einem ausländischen Investor mehr Anreize zu einer Übernahme bieten, als das Angebot einer einzelnen Werft wie Avondale. Angeblich zeigt die britische BAe Systems auch bereits Interesse.
Die in angesehenen Wirtschaftsmedien veröffentlichte Konzernmitteilung sorgte für Aufregung. Immerhin gehört zur Schiffbausparte von Northrop Grumman auch die Newport News Shipbuilding, und hier werden sämtliche Flugzeugträger der US Navy sowie ein Teil der modernen nukleargetriebenen U‑Boote der VIRGINIA-Klasse gebaut und überholt (nukleare Neubefüllung). In ersten politischen Stellungnahmen hieß es denn auch sofort, ein Verkauf dieser Schiffbaukapazitäten ins Ausland „would present significant challenges to national security”. Allgemein hofft man wohl erst einmal, dass die zwangsläufig mit einem Kauf verbundenen umfangreichen Sicherheitsauflagen ausländische Investoren abschrecken. Ob es aber auch einen „Plan B“ gibt, und wie dieser aussieht, muss sich noch zeigen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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