Bei den U‑Booten der VIRGINIA-Klasse gibt es offenbar größere Probleme mit der Sonar-absorbierenden Beschichtung.
Als die VIRGINIA am 1. September zu einem planmäßigen Werftaufenthalt beim Portsmouth Naval Shipyard eintraf, wies die Außenhaut größere „Löcher“ auf. An zahlreichen Stellen hatte sich die Beschichtung vom Rumpf abgelöst, teils in mehr als 10 Quadratmeter großen Placken.
Beschichtungslücken bei russischem DELTA-IV Bildquelle: ITAR/TASS |
Seit fast 50 Jahren sind die nukleargetriebenen U‑Boote der US Navy mit so genannten „Anechoic Tiles“ beschichtet, und Probleme damit sind nichts Neues. Das „gummi-artige“ (genaue Zusammensetzung ist geheim) Material „schluckt“ Schallwellen und reduziert als bauliche Stealth-Maßnahme so die Ortungsmöglichkeiten durch ein gegnerisches Sonar.
Ähnliche Beschichtungen nutzen auch andere Marinen bereits seit Jahrzehnten, und auch sie haben regelmäßig Probleme mit der Haftung der auf dem Rumpf angebrachten Platten. Fotos sowjetischer / russischer U‑Boote ließen regelmäßig größere Lücken erkennen (wie hier beim strategischen U‑Boot NOVO MOSKOVSK der DELTA-IV-Klasse). Als Grund gelten große Schwierigkeiten, eine haltbare und gut haftende Substanz zu finden, die gleichermaßen Salzwasser, rasch wechselnden Wasserdruck und Anströmung sowie extreme Kälte verträgt.
Lücken in der Beschichtung mindern natürlich die Absorption von Sonar-Schallwellen und verändern überdies das Strömungsverhalten am Rumpf eines U‑Bootes, führen zu Wasserverwirbelungen, die auch die Geräuschabstrahlung erhöhen. Insofern sind die jetzt auch bei den modernsten amerikanischen U‑Booten der VIRGINIA-Klasse festgestellten Lücken durchaus nicht nur bloße Schäden an der „Kosmetik“ (US-Medien sprechen von „Pockennarben“). Immerhin gingen bei einigen U‑Booten der VIRGINIA-Klasse im Verlauf einer mehrmonatigen Einsatzperiode bis zu sieben Prozent der Beschichtung verloren.
U‑Boot der VIRGINIA-Klasse Bildquelle: US Navy |
Allerdings waren nicht alle Boote der Klasse gleichermaßen betroffen. Am größten waren die Verluste beim Typboot VIRGINIA und ihren ersten beiden Schwesterbooten NORTH CAROLINA und TEXAS. Bei der VIRGINIA wurde man schon 2007 auf das Problem aufmerksam und versucht seitdem auch, bei den folgenden Booten durch geeignete Maßnahmen gegenzusteuern. Bei NEW MEXICO und NEW HAMPSHIRE zeigten sich denn auch schon erste Erfolge: Sie verloren bei ihren Einsatzfahrten nur noch etwa zwei Prozent der Beschichtung. Für die zuletzt in Dienst gestellte MISSOURI liegen noch keine Daten vor. Die US Navy gibt sich zuversichtlich, die Ablösung der „Anechoic Tiles“ bei den U‑Booten der VIRGINIA-Klasse nachhaltig in den Griff zu bekommen. Bei der VIRGINIA soll die nun begonnene planmäßige Werftinstandsetzungsperiode zur Nachbesserung genutzt werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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