- Am 5.Juni ließen somalische Piraten den Ende Oktober im Golf von Aden gekaperten griechischen Produktentanker LIQUID VELVET frei. Angeblich soll ein Lösegeld in Höhe von 4 Mio. US-Dollar gezahlt worden sein.
- Es gibt keine Meldungen neuer versuchter oder gar erfolgreicher Kaperungen. Die Ursache dafür ist vor allem der saisonale (Juni bis September) Südwest-Monsun, der in den offenen Seegebieten von der Arabischen See bis in das Somaliabecken und vor der somalischen Küste bei Windstärken sieben bis acht für Wellenhöhen über drei Meter sorgt. Unter solchen Bedingungen können die Piratenmutterschiffe die kleinen Angriffs-Skiffs nicht aussetzen, und diese hätten ohnehin auch nur geringe Aussicht auf einen erfolgreichen Angriff. Ruhiger ist es im Golf von Aden, aber dort sehen sich die Piraten vermehrt durch Kriegsschiffe geschützten Konvois gegenüber. Immer mehr Handelsschiffskapitäne suchen auch aktiv die Zusammenarbeit mit NATO und EU NavFor, melden mit Positionsangabe und oft auch mit Foto verdächtige Fahrzeuge, die dann (bei gleichzeitiger Herausgabe entsprechender Gebietswarnung) schnellstmöglich aufgeklärt werden.
LIQUID VELVET (Foto: NATO Shipping Centre) |
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So positiv die aktuelle Lage auch ist: sie ist nicht mehr als eine Momentaufnahme, und bei Wetterbesserung – und sei diese auch nur vorübergehend – werden die Piraten sofort wieder ihre Chance suchen. Auch im dicht patrouillierten Golf von Aden werden sie nicht untätig bleiben. Von einer Lösung bleibt das „Problem Piraterie“ am Horn von Afrika noch weit entfernt.
Kurzmeldungen
- Am 1. Juni kaperten westafrikanische Piraten vorübergehend einen vor Lagos (Nigeria) auf Reede liegenden griechischen Tanker. Die offenbar geplante Entführung des Schiffes — vermutlich um die Ladung für den Verkauf auf dem Schwarzmarkt abzupumpen — scheiterte jedoch, als die Besatzung sich in einem Schutzraum verbarrikadieren konnte und Notrufe sendete. Die Aussicht auf ein Gefecht mit der nigerianischen Marine bewog die Piraten, schnell wieder das Weite zu suchen.
- Mauritius hat mit Großbritannien ein bilaterales Abkommen zur Strafverfolgung somalischer Piraten geschlossen. Im Indik operierende Einheiten der britischen Royal Navy können nun festgesetzte Piraten den Behörden in Mauritius überstellen.
- Ein Pariser Gericht hat vier wegen der Entführung der französischen Luxusjacht PONANT (2008) angeklagte somalische Piraten zu Haftstrafen zwischen vier und zehn Jahren verurteilt. Zwei weitere Somalier wurden freigesprochen.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Bei der NATO Anti-Piraterie Operation „Ocean Shield“ hat es einen Wachwechsel gegeben. Der in den letzten Monaten am Horn von Afrika operierende ständige Einsatzverband SNMG‑2 hat am 7.Juni die Aufgaben an die SNMG‑1 übergeben. Zugleich wechselte die Verbandsführung vom türkischen RAdm Sinan Tosun auf den niederländischen Cdre Ben Bekkering. Neues Flaggschiff wurde die niederländische Fregatte EVERTSEN. Die Schiffe der SNMG‑2 sind inzwischen ins Mittelmeer abgelaufen. Schon gut zwei Wochen zuvor hatte sich das niederländische U‑Boot DOLFIJN auf den Heimweg gemacht. Das U‑Boot hatte mehrere Monate lang mit verdeckter Aufklärung die SNMG‑2 vor Ort unterstützt. Am 1. Juni kehrte die DOLFIJN nach Den Helder zurück.
Türkische Fregatte GEMLIK (Foto: Michael Nitz) |
Die türkische Fregatte GEMLIK hat sich am 31. Mai in Aksaz auf den Weg in den Golf von Aden gemacht. Das Schiff soll sich für sechs Monate der multinationalen Einsatzgruppe CTF-151 anschließen. Die GEMLIK wird vermutlich auch Flaggschiff der CTF-151, wenn die türkische Marine von September bis Dezember turnusmäßig das Kommando über den Verband übernimmt.
Die portugiesische Fregatte CORTE REAL kehrte nach mehrmonatiger Unterstützung der EU NavFor in Operation „Atalanta“ am 9. Juni nach Lissabon zurück.
Im Januar hatten die am Horn von Afrika eingesetzten Einheiten der Marinen Chinas, Japans und Indiens eine bessere Koordinierung ihrer Konvoigeleits („Escort Convoy Coordination“) vereinbart. Seitdem hat die recht ungewöhnliche Koalition zwei „Joint Patrol Cycles“ durchgeführt, und die Erfahrungen waren offenbar so positiv, dass die Zusammenarbeit nicht nur fortgesetzt werden soll, sondern sich nun auch Südkorea mit seinen im Golf von Aden eingesetzten Kriegsschiffen einbringen will.
Die japanische Marine hat den erwarteten Wachwechsel am Horn von Afrika vollzogen. Während die Zerstörer IKAZUCHI und SAWAGIRI nun Konvois durch den Golf von Aden geleiten, haben die seit Ende Februar eingesetzten Zerstörer MURASAME und HARUSAME die Heimreise angetreten. Am 14. Juni liefen sie zu einem kurzen Zwischenstopp in Kochi (Indien) ein.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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