Nur kurz konnten sich sechs somalische Piraten über ihre Beute freuen, dann war das am 4. November von ihnen gekaperte taiwanesische Fischereifahrzeug CHIN I WEN wieder frei.
CHIN I WEN (Foto: NATO) |
Dessen Besatzung (u.a. ehemalige Soldaten) hatte einen Moment der Unaufmerksamkeit genutzt und die Entführer angegriffen. Mehrere Taiwanesen wurden bei der Aktion durch Schusswaffen verletzt, aber es gelang ihnen, die Piraten über Bord zu werfen bzw. zum Sprung ins Wasser zu zwingen, wo sie von Kumpanen aufgefischt wurden. Die CHIN I WEN nahm anschließend Kurs auf die Seychellen; von dort lief ihr das Küstenwachboot TOPAZ entgegen.
Am 7. November sollen somalische Piraten nur etwa 60 sm westlich der Seychellen ein von zwei Touristen gemietetes Fischerboot (ARIDE) entführt haben. Nähere Angaben gibt es hier nicht.
Alle weiteren in der abgelaufenen Woche gemeldete Überfälle scheiterten. Am 8. November soll staatlichen iranischen Medien zufolge die iranische Fregatte JAMARAN im südlichen Roten Meer, etwas nördlich der Meerenge des Bab el Mandeb, einen Angriff von gleich 15 Skiffs auf einen von ihr begleiteten iranischen Tanker abgewehrt haben. Andere Quellen berichten nicht über diesen Zwischenfall. Natürlich kann er (vielleicht mit weniger Skiffs) stattgefunden haben, wahrscheinlicher ist aber, dass die JAMARAN nur eine Gruppe jemenitischer Fischer aus dem Kurs des Tankers vertrieben hat. Es fällt auf, dass aus diesem Seegebiet staatliche iranische Medien (und nur diese) immer wieder „Massenangriffe“ auf iranische Schiffe (und nur auf diese) melden, die dann durch die iranische Marine (und nur durch diese) vereitelt werden.
KOELN stellt gakaperte Dhau (Foto: EU NavFor)EU |
Ein anderer Überfall ist allerdings durch Fakten belegt. Am 11. November geleitete das indische Wachschiff SUKANYA eine Gruppe von Handelsschiffen auf dem internationalen Schifffahrtsweg (IRTC) durch den Golf von Aden, als plötzlich eine Gruppe von fünf Skiffs den Konvoi angriff. Zu spät bemerkten die Piraten die SUKANYA, drehten ab und suchten ihr Heil in der Flucht. Nur zwei Skiffs konnten noch entkommen, die anderen drei wurden gestellt. Waffen und Munition an Bord der Boote wurden beschlagnahmt, insgesamt 26 mutmaßliche Piraten festgenommen. Ihr weiteres Schicksal (Strafverfolgung in Indien oder baldige Freilassung?) ist derzeit offen.
Drei Tage zuvor hatte die deutsche Fregatte KOELN (EU NavFor) im Somaliabecken die von Piraten entführte und als Mutterschiff genutzte jemenitische Fischer-Dhau AL JABAL gestoppt. Ein Boardingteam traf auf keinen Widerstand. An Bord fanden sich 19 somalische mutmaßliche Piraten und zwei jemenitische Fischer. Ein deutsches „Prisenkommando“ steuert die Dhau nun nach Al Mukhalla (Jemen), wo sie und die zwei Jemeniten der dortigen Küstenwache übergeben werden sollen. Die 19 mutmaßlichen Entführer mussten zur somalischen Küste gebracht und dort wieder frei gelassen werden. Die zwei Jemeniten wollten nicht gegen sie aussagen, und damit reichen die Beweise für eine Strafverfolgung nicht aus.
Kurzmeldungen
- Nigerianische Piraten haben nach einer Woche den vor dem Niger-Delta gekaperten Tanker HALIFAX wieder frei gegeben. Wie erwartet, wurde nur die Ladung abgepumpt; Schiff und Besatzung durften dann ihres Wegen ziehen.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
TOOWOOMBA (Foto: RAN) |
Die französische Marine löst ihre Einsatzkräfte am Horn von Afrika ab. Die seit drei Monaten in der EU NavFor eingesetzte Fregatte SURCOUF nahm am 10. November Kurs auf die Heimat. Schon einen Tag zuvor hatte die Fregatte FLOREAL ihren Platz in der EU Operation „Atalanta“ eingenommen. In Brest (Frankreich) hat sich die Fregatte LA MOTTE PIQUET auf den Weg in den Indik gemacht. Das Schiff wird sich dort der Anti-Terror Operation „Enduring Freedom“ (CTF-150) anschließen, in den kommenden Monaten zeitweilig aber auch die EU NavFor in Operation „Atalanta“ unterstützen.
Die australische Fregatte TOOWOOMBA hat mit Einlaufen in Sydney einen 6‑monatigen Mittelost-Einsatz abgeschlossen. Das im Rahmen der nationalen Operation „Slipper“ im und vor dem Persischen Golf eingesetzte Schiff der ANZAC-Klasse war zeitweilig auch in den multinationalen Anti-Piraterie Verband CTF-151 integriert.
Mit Unterstützung maritimer Versicherungsgesellschaften wird die britische Sicherheitsfirma Convoy Escort Programme Ltd. in einigen Monaten Geleitschutz durch den Golf von Aden anbieten. (Zunächst) sieben ehemalige Marine-Wachboote mit bewaffneten Sicherheitsteams an Bord sollen Konvois mit jeweils etwa vier Schiffen durch den Golf von Aden begleiten und sichern. Der Preis für ein solches drei- bis viertägiges Geleit wird mit etwa 30.000 US-Dollar pro Schiff angegeben.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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