Update Piraterie — Stand 11.03.2012

Während im südlichen Indik und in Teilen des Soma­li­abeck­ens Tropen­stürme den Aktiv­itäten von Pirat­en Gren­zen set­zen, konzen­tri­eren diese ihre Kaper­fahrten derzeit auf den Golf von Aden und das nördliche Ara­bis­che Meer bis hinein in den Golf von Oman.

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Karte: gcaptain.com

Etwa 200 sm nordöstlich von Masir­ah (Oman), kon­nten sie am 2. März den aus Dubai (Flagge: Pana­ma) stam­menden Chemikalien­tanker ROYAL GRACE kapern. Der Kapitän meldete in einem Notruf den Angriff, und kurz danach hieß es zunächst, die Pirat­en wären mit ihrem Enter­ver­such gescheit­ert. Dann ging jedoch der Funkkon­takt ver­loren, und zwei Tage später Schiff musste der Reed­er die Ent­führung seines Schiffes zur Ken­nt­nis nehmen. Die ROYAL GRACE (22 Mann Besatzung aus Indi­en, Pak­istan und Nige­ria) dürfte inzwis­chen an der soma­lis­chen Küste eingetrof­fen sein. 

Neben weit­eren Sich­tun­gen mut­maßlich­er Pirat­en-Mut­ter­schiffe wurde noch ein weit­er­er tat­säch­lich­er Angriff auf ein Han­delss­chiff gemeldet. Am 6. März ver­sucht­en Pirat­en im Ostaus­gang des Golfs von Aden mit einem Skiff den Tanker ADVANCE VICTORIA zu kapern, beschossen diesen auch schon. Als ein eingeschifftes bewaffnetes (ziviles) Sicher­heit­steam ihr Feuer erwiderte, brachen sie den Angriff jedoch sofort ab. 

Wie eigentlich schon erwartet, stellen soma­lis­che Pirat­en für den im let­zten Monat ent­führten kleinen Frachter LEILA keine Lösegeld­forderung – nutzen ihn allerd­ings auch (noch) nicht als Mut­ter­schiff für weit­ere Kaper­fahrten. Statt dessen bieten sie den Behör­den der semi­au­tonomen soma­lis­chen Prov­inz Soma­liland die Freilas­sung der LEILA im Gegen­zug für die Freilas­sung dort inhaftiert­er Kumpane an. Ob man dort auf dieses Ange­bot einge­ht, ist nicht bekannt. 

Kurzmel­dun­gen

  • 15 im Jan­u­ar bei der Befreiung ein­er gekaperten iranis­chen Dhau von der US Navy festgenommene Pirat­en wur­den am 6. März den Behör­den der Sey­chellen zur Strafver­fol­gung übergeben. 
  • Die Sey­chellen wollen 19 verurteilte und in ihren Gefäng­nis­sen ein­sitzende soma­lis­che Pirat­en an die Behör­den der semi­au­tonomen soma­lis­chen Prov­inz Soma­liland übergeben. Dort wurde mit finanzieller Unter­stützung der Vere­in­ten Natio­nen eine „inter­na­tionalen Stan­dards genü­gende“ Haf­tanstalt eingerichtet. 
  • Die soma­lis­che Zen­tral­regierung in Mogadis­chu hat die Auf­stel­lung ein­er „Soma­li Anti-Pira­cy Task Force Coast Guard” verkün­det. Diese wird gemein­sam mit der in Nairo­bi (Kenia) ansäs­si­gen pri­vat­en Sicher­heits­fir­ma Hal­l­i­day Finch Inter­na­tion­al betrieben, ist aber offiziell Teil der staatlichen soma­lis­chen Sicher­heit­skräfte. Sie soll über Land‑, Luft- und Seekom­po­nen­ten ver­fü­gen (Detailangaben gibt es dazu bish­er nicht). Die Hin­wen­dung zu ein­er pri­vat­en Sicher­heits­fir­ma ist logis­che Folge der bish­eri­gen Weigerung ander­er Staat­en, über bloße Aus­bil­dung hin­aus gehende (materielle) Unter­stützung zu leis­ten. Wie effek­tiv die Truppe tat­säch­lich in der Bekämp­fung der Pira­terie sein wird, bleibt allerd­ings abzuwarten. Die Pirat­en-Hochbur­gen liegen außer­halb des von der Zen­tral­regierung kon­trol­lierten Gebi­etes. Ver­mut­lich wird die neue Küstenwache ihre Haup­tauf­gabe in der Sicherung des Küsten­vor­feldes unmit­tel­bar vor Mogadis­chu und der Ans­teuerung des Hafens finden. 
  • Das „Asian Shipown­ers’ Forum” hat die Vere­in­ten Natio­nen aufge­fordert, zen­tral und Natio­nen-über­greifend die Finanzierung sowie die Fed­er­führung bei Bere­it­stel­lung und Ein­satz bewaffneter Sicher­heit­skräfte an Bord von Schif­f­en zu übernehmen, die Pirat­en-gefährdete Gebi­ete befahren. 

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Einsatzkräften

Erst am 4. Feb­ru­ar hat­te sich die griechis­che Fre­gat­te HYDRA der EU Nav­For in Oper­a­tion “Ata­lan­ta” angeschlossen. Nun ist ihr Ein­satz schon wieder been­det. Am 2. März trat das Schiff den Rück­marsch in die Heimat an. Grund für den Abbruch des Ein­satzes, der eigentlich mehrere Monate dauern sollte, sind Sparzwänge. Die Kosten des Ein­satzes am Horn von Afri­ka wer­den mit monatlich etwa 2,5 Mio. Euro bez­if­fert; mit der vorzeit­i­gen Rück­ru­fung der Fre­gat­te kann die griechis­che Marine 7,5 Mio. Euro eins­paren – Geld, das drin­gend für den Betrieb der Flotte in Heimat­gewässern benötigt wird.

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Sin­ga­pursche Fre­gat­te der TRI­DENT-Klasse (Foto: DCNS

Sin­ga­pur wird sich weit­er an Anti-Pira­terie Oper­a­tio­nen am Horn von Afri­ka beteili­gen. In der zweit­en Jahreshälfte soll dazu erst­mals eine der neuen Fre­gat­ten der TRI­DENT-Klasse (mit Hub­schrauberkom­po­nente) einge­set­zt wer­den. Bish­er waren am Horn von Afri­ka Dock­lan­dungss­chiffe der ENDURANCE-Klasse (eingegliedert in die multi­na­tionale CTF-151) im Einsatz. 

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