Update Piraterie — Piraten versuchen ihr Glück im Golf von Aden

Während in den offe­nen Seege­bi­eten des Soma­li­abeck­ens die Mon­sunbe­d­ingte „Som­mer­pause“ noch andauert, pro­bieren Pirat­en im Golf von Aden bere­its wieder ihr Glück. Direkt neben dem von Kriegss­chif­f­en patrouil­lierten Inter­na­tion­al­ly Rec­om­mend­ed Tran­sit Cor­ri­dor (IRTC) warten sie mit kleinen Skiffs auf Beute – Han­delss­chiffe, deren Kapitäne meinen, solange sie nur im IRTC blieben seien sie auch als Einzelfahrer ohne Begleitung sicher. 

In der abge­laufe­nen Woche blieben Pirat­en dabei erfol­g­los, nicht zulet­zt weil die einge­set­zten inter­na­tionalen Seestre­itkräfte auch abseits der begleit­eten Kon­vois das gefährdete Seege­bi­et aufmerk­sam beobacht­en. So ent­deck­te am 16. August der Bor­d­hub­schrauber des japanis­chen Zer­stör­ers MURASAME ein Skiff, das ger­ade Anstal­ten machte, den griechis­chen Tanker ANAGEL INNOVATION anzu­greifen. Warn­schüsse unter­ban­den den Ver­such; ein Board­ingteam der herange­führten nieder­ländis­chen Fre­gat­te DE ZEVEN PROVENCIEN brachte anschließend das Piraten­boot auf. Waf­fen und mögliche Pirate­naus­rüs­tung wur­den kon­fisziert, die Ver­brech­er dann aber wie üblich in Rich­tung soma­lis­che Küste frei gelassen. Hier wer­den sie sich schnell neu aus­rüsten und schon in weni­gen Tagen erneut ihr Glück am IRTC versuchen. 

Nur einen Tag später ent­deck­ten Hub­schrauber des dänis­chen Führungss­chiffes ESBERN SNARE (NATO) und der ital­ienis­chen Fre­gat­te LIBECCIO (EU Nav­For) ein weit­eres Skiff, das mit sieben mut­maßlichen Pirat­en neben dem IRTC auf Beute wartete. Warn­schüsse wur­den ignori­ert; erst ein Speed­boot des nicht weit ent­fer­nt ste­hen­den franzö­sis­chen Zer­stör­ers DE GRASSE (Flag­gschiff der EU Nav­For) kon­nte das Skiff stop­pen. Auch hier wurde alle verdächtige Aus­rüs­tung (darunter Enter­leit­ern und größere Men­gen Kraft­stoff) kon­fisziert. Danach durften die mut­maßlichen Pirat­en mit ihrem Boot des Weges ziehen. Noch zwei weit­ere mut­maßliche Piraten­boote wur­den an den Fol­ge­ta­gen vom franzö­sis­chen Zer­stör­er aufge­bracht und gle­icher­maßen „behan­delt“. Eines dieser Skiffs war am 19. August von einem japanis­chen Seefer­naufk­lär­er ent­deckt wor­den, der dann die DE GRASSE an die Posi­tion her­an führte. 

Ein US Gericht hat am 17. August die Anklage gegen sechs Soma­lis wegen Pira­terie ver­wor­fen. Sie hat­ten im April (verse­hentlich) das Dock­lan­dungss­chiff ASHLAND der US Navy ange­grif­f­en und auch beschossen – wobei in der Feuer­erwiderung die ASHLAND ihr Skiff in Brand schoss und die Män­ner festnahm. 

Marineforum - ASHLAND und die Überreste des Piratenbootes
ASHLAND und die Über­reste des Piraten­bootes
Bildquelle: US Navy

Das Gericht argu­men­tierte, dass zwar kaum ein Zweifel an einem erfol­gten Angriff beste­he (und dieser werde auch strafrechtlich ver­fol­gt), aber die Regierung (der Ankläger) habe nicht nach­weisen kön­nen, dass diese Aktion auch den Straftatbe­stand der Pira­terie (zwin­gend lebenslange Frei­heitsstrafe) so wie er im Gesetz definiert sei erfülle. Dem zuständi­gen Richter ist hier sich­er ein Vor­wurf zu machen. Man darf den Vor­fall get­rost in eine Rei­he von Nach­läs­sigkeit­en ver­ant­wortlich­er Poli­tik­er (nicht nur in den USA) bei der Erar­beitung von Geset­zen einordnen. 

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Marineforum - LIBECCIO (Foto: NATO)
LIBECCIO
Bildquelle: NATO

Während die ital­ienis­che Fre­gat­te LIBECCIO am 16. August vor der soma­lis­chen Küste eingetrof­fen ist und sich dort der EU Nav­For angeschlossen hat, hat sich das spanis­che Dock­lan­dungss­chiff GALICIA am 18. August in heimis­chen Rota auf den Weg ans Horn von Afri­ka gemacht. Das Schiff soll ab Sep­tem­ber für mehrere Monate die EU Nav­For unterstützen. 

Die Thailändis­che Regierung hat am 16. August – wie all­ge­mein erwartet – grünes Licht für einen Anti-Pira­terieein­satz der thailändis­chen Marine gegeben. Zwei noch nicht namentlich benan­nte Ein­heit­en (ein Kampf­schiff und ein Uner­stützungss­chiff) sollen Anfang Sep­tem­ber eine bis Mitte Dezem­ber (98 Tage) dauernde Mis­sion beginnen. 

Das dänis­che Führungss­chiff ESBERN SNARE (NATO) muss seinen Ein­satz für einige Tage unter­brechen. Am 19. August kam es an Bord zu einem Brand, bei dem ein­er der vier Gen­er­a­toren beschädigt wurde. Besatzungsmit­glieder kamen nicht zu Schaden, aber der Gen­er­a­tor muss repari­ert wer­den. Dies kann aber vor Ort erfolgen. 

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