Die seit langem ruhigste Woche. Weder aus dem Golf von Aden noch aus den weiten Seegebieten des Somaliabeckens wurden Überfälle gemeldet, und in See wurden auch keine mutmaßlichen Piratengruppen entdeckt. Grund sind sehr wahrscheinlich die jahreszeitlich bedingten Wetterverhältnisse. Auch in den Vorjahren gingen die Aktivitäten von Piraten in den Monaten Juni und Juli deutlich zurück. Angesichts der Gefahr sich schnell entwickelnder Tropenstürme verzichten sie offenbar erst einmal auf längere Seefahrten.
Zu (auch nur vorsichtigem) Optimismus besteht allerdings noch kein Grund. Im August dürften die Aktivitäten zunächst im Golf von Aden, ab September dann auch in den offenen Seegebieten des Indik wieder deutlich zunehmen. Bis dahin werden nur sporadische Überfälle zu verzeichnen sein – meist in relativer Landnähe wie z.B. auch im Bereich des Bab el Mandeb. Dieser südliche Eingang zum Roten Meer gehört nicht zum durch internationale Seestreitkräften patrouillierten Internationally Recommended Transit Corridor (IRTC) durch den Golf von Aden, aber auch hier müssen alle Schiffe “durch”.
Die nach dem Überfall auf das deutsche Containerschiff TAIPAN von der niederländischen Marine in Gewahrsam genommenen zehn mutmaßlichen Piraten wurden am 10. Juni an einem niederländisch-deutschen Grenzübergang den deutschen Justizbehörden übergeben. Ihnen soll nun in Hamburg der Prozess gemacht werden. In den USA (Virginia) hat der Prozess gegen sechs mutmaßliche Piraten begonnen, die im April beim versehentlichen Angriff auf das Docklandungsschiff ASHLAND der US Navy im Golf von Aden in Gewahrsam genommen worden waren. Ihre Anwälte fordern die sofortige Abweisung der Klage, da sie offensichtlich völlig unbegründet sei. Die Männer hätten das US Kriegsschiff weder unter ihre Kontrolle gebracht noch beraubt. Damit hätten sie auch keinen „Akt der Piraterie“ begangen. Beim Straftatbestand „Piraterie“ droht den Männern lebenslange Haft; für bloßen „bewaffneten Angriff“ (noch dazu mit untauglichen Mitteln) könnten sie mit deutlich kürzeren Haftstrafen davon kommen.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Die Einsatzgruppe der russischen Pazifikflotte mit dem Zerstörer MARSHAL SHAPOSHNIKOV, dem Flottentanker PECHENGA und dem Hochseebergeschlepper MB-37 hat ihren am 29. März begonnene Einsatz beendet und am 7. Juni den Rückmarsch nach Wladiwostok angetreten. Die russische Marine hat weitere Beteiligung an den Anti-Piraterie Operationen am Horn von Afrika angekündigt; zu einer nächsten Einsatzgruppe gibt es allerdings bisher noch keine Informationen. Möglicherweise nutzt die russische Marine die nun beginnende wetterbedingte “Pause” bei den Piraten zu einer vorübergehenden Auszeit.
Die Außenminister der Europäischen Union werden auf ihrem nächsten Treffen (14. Juni?) wahrscheinlich eine Verlängerung der Operation Atalanta um ein weiteres Jahr beschließen.
Spanien will sein Engagement offenbar verstärken. Vom 1. September bis zum 10. November soll das Docklandungsschiff GALICIA (sowie vermutlich noch ein zusätzliches Wachschiff) zur EU NavFor abgestellt werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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