Die Ruhe in den piratengefährdeten Gebieten um das Horn von Afrika dauert (wetterbedingt bis vermutlich etwa Mitte August) an. Auch in der abgelaufenen Woche gab es keinerlei Medienmeldungen oder offizielle Berichte über Kaperungen oder versuchte Überfälle. Dagegen haben Piraten am 29. Juli den am 23. März weit entfernt von der somalischen Küste gekaperten türkischen (Flagge: Malta) Frachter FRIGIA freigelassen. Auch wenn es keine diesbezüglichen Meldungen gab, darf man von der Zahlung eines Lösegeldes ausgehen. Das Schiff mit seiner überwiegend türkischen Besatzung wurde unmittelbar nach der Freilassung von einer türkischen Fregatte in Empfang genommen.
FRIGIA wieder frei Bildquelle: EU NavFor |
Am 26. Juli hat der russische Zerstörer ADMIRAL LEVCHENKO (UDALOY-Klasse) mit dem Geleit eines Hilfsschiffes des World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen in einen somalischen Hafen begonnen. Bisher waren die am Horn von Afrika eingesetzten russischen Kriegs- und Hilfsschiffe fast ausschließlich mit der Sicherung von Handelsschiffskonvois durch den Golf von Aden befasst. Schutz der WFP-Schiffe war dagegen primäre Aufgabe der EU Operation Atalanta. So begleitete die schwedische CARLSKRONA in dieser Woche ein Schiff nach Mogadischu. Der nun begonnene Einsatz der ADMIRAL LEVCHENKO signalisiert – so EU Offizielle – eine neue Phase der Kooperation zwischen der EU NavFor und dem russischen Anti-Piraterie Verband.
Vier Inselnationen im Indischen Ozean (Komoren, Madagaskar, Mauritius und die Seychellen) wollen die Bekämpfung regionaler Piraterie bündeln und dazu eine gemeinsame maritime Einsatzgruppe aufstellen. Zur Finanzierung werden Gespräche mit der EU geführt.
In Norfolk, USA, wird der Prozess gegen sechs Somalis fortgesetzt, die im April nach einem (versehentlichen) Angriff auf das Docklandungsschiff ASHLAND der US Navy festgenommen worden waren. Während es an der Tatsache eines „bewaffneten Angriffes“ offenbar wenig Zweifel gibt, wird heftig darüber diskutiert, ob damit tatsächlich auch der Straftatbestand „Piraterie“ erfüllt ist. Der zuständige Richter hat die Anklage nachdrücklich aufgefordert, eine eindeutige Definition von „Piraterie“ zu liefern. Hintergrund ist ein Gesetz, das für Piraterie grundsätzlich lebenslange Haft vorsieht. Bei Verurteilung wegen z.B. bloßen bewaffneten Angriffs, Waffenbesitzes o.ä. würde das Strafmaß dagegen deutlich geringer ausfallen.
Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften
Die am Horn von Afrika eingesetzten Marinen nutzen die derzeitige ruhige Phase weiterhin für Erholung, Umgruppierung und Ablösung. Am 26. Juli lief der chinesische Flottenversorger WEISHAN HU zu einem fünftägigen Besuch mit Zwischenversorgung den jemenitischen Hafen von Aden an.
In Europa haben sich drei Schiffe auf den Weg ans Horn von Afrika gemacht. Am 26. Juli verließ der deutsche Flottentanker RHÖN Wilhelmshaven. Das Schiff wird sich bis Dezember der EU NavFor anschließen und diese logistisch unterstützen.
Spanisches Wachschiff vom Typ DESCUBIERTA-mod Bildquelle: US Navy |
Ebenfalls zur EU NavFor stoßen soll das spanische Wachschiff INFANTA CRISTINA (modifizierte Korvette der DESCUBIERTA-Klasse). Das Schiff lief am 27. Juli aus Cartagena aus; es soll im Einsatzgebiet die Fregatte VICTORIA ablösen.
Am 27. Juli hat die türkische Fregatte GÖKCEADA vom Heimatstützpunkt Aksaz Kurs auf das Horn von Afrika genommen. Die Fregatte (ex- US OLIVER HAZARD PERRY-Klasse) soll in der multinationalen Einsatzgruppe CTF-151 ein typgleiches türkisches Schiff ablösen. Am 1. September übernimmt ein türkischer Admiral die Führung der CTF-151; die GÖKCEADA wird dann Flaggschiff der Einsatzgruppe.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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