Update Piraterie — Ausbildungsvertrag mit der privaten Sicherheitsfirma Saracen International gekündigt

Zwei Schiffe sind nach mehreren Monat­en wieder frei. Am 14. März wurde zunächst der im Dezem­ber gekaperte Banglade­schi Frachter JAHAN MONI nach Zahlung von 4 Mil­lio­nen US Dol­lar Lösegeld frei gelassen. Die franzö­sis­che Fre­gat­te NIVOSE (EU Nav­For) nahm das Schiff vor der soma­lis­chen Küste in Emp­fang, ver­sorgte mit Wass­er und Lebens­mit­teln und leis­tete medi­zinis­che Hil­fe für die Besatzung. Zwei Tage später kam dann auch der im Novem­ber im Ara­bis­chen Meer gekaperte tune­sis­che (Flagge Pana­ma) Chemikalien­tanker HANNIBAL II frei. Auch dieses Schiff hat — begleit­et von der franzö­sis­chen Fre­gat­te GUEPRATTE (EU Nav­For) — Kurs auf einen sicheren Hafen genom­men.

Marineforum - SINAR KUDUS (Foto: EU NavFor)
SINAR KUDUS
Bildquelle: EU NavFor
Marineforum -
Gefan­gene soma­lis­che Pirat­en
Bildquelle: ind. Marine

Lei­der ist in der abge­laufe­nen Woche aber auch wieder eine neue Kape­rung eines Han­delschiffes zu verze­ich­nen. Am 16. März bracht­en Pirat­en im Ara­bis­chen Meer den indone­sis­chen Frachter SINAR KUDUS (Besatzung 20 Indone­si­er) in ihre Gewalt. Kurz nach dem Über­fall gin­gen ins­ge­samt 50 – 60 Pirat­en an Bord des Schiffes, das sofort als Mut­ter­schiff für weit­ere Über­fälle instru­men­tal­isiert wurde. Schon am näch­sten Tag grif­f­en von der SINAR KUDUS aus­ge­set­zte Skiffs den liberi­an­is­chen Frachter EMPEROR an, wur­den aber durch ein eingeschifftes bewaffnetes Sicher­heit­steam abgewehrt.

Eine ungewöhn­lich große Gruppe von Pirat­en fand sich auch an Bord des mosam­bikschen Fis­chereis­chiffes VEGA 5, das im Jan­u­ar weit im Süden des Indik in der Straße von Mosam­bik gekapert und seit­dem als Mut­ter­schiff genutzt wor­den war. Mit­ten im Ara­bis­chen Meer ent­deck­te ein indis­ches Aufk­lärungs­flugzeug das Schiff und führte das von den Lakkadi­v­en operierende Wach­boot KALPENI (CAR NICO­BAR-Klasse) der indis­chen Marine her­an. Nach kurzem Feuerge­fecht wur­den 61 (!) Pirat­en in Gewahrsam genom­men – unter ihnen auch zahlre­iche Kinder (unter 15 Jahre). Ein anderes (größeres) indis­ches Kriegss­chiff brachte die fest­ge­set­zten Pirat­en nach Mum­bai, wo sie den Behör­den übergeben wurden. 

Immer mehr Län­der befür­worten inzwis­chen die Ein­schif­fung bewaffneter Sicher­heit­steams als wohl wirk­sam­ste Maß­nahme zum Schutz vor Piratenüber­fällen. So hat sich am 15. März die nieder­ländis­che Regierung entschlossen, unter nieder­ländis­ch­er Flagge fahrende Schiffe durch bewaffnete Marine­in­fan­ter­is­ten zu schützen. Ein erstes Kontin­gent Sol­dat­en soll zügig in die Region ver­legt wer­den, die Ein­schif­fung dann Ende März begin­nen. Auch in Ital­ien zeich­net sich ein Umdenken ab. Reed­ereien führen „ern­sthafte“ dies­bezügliche Gespräche mit dem Verteidigungsministerium. 

Ein US Gericht hat fünf soma­lis­che Pirat­en zu „lebenslänglichen plus 80 Jahre“ Frei­heitsstrafen verurteilt. Die Män­ner hat­ten am 1. April des ver­gan­genen Jahres mit einem Skiff verse­hentlich die US-Fre­gat­te NICHOLAS angegriffen. 

Marineforum - Ausbildung in Puntland
Aus­bil­dung in Punt­land
Bildquelle: biyukulele.com

Das „autonome“ soma­lis­che Punt­land hat am 17. März einen Aus­bil­dungsver­trag mit der pri­vat­en Sicher­heits­fir­ma Sara­cen Inter­na­tion­al gekündigt. Die Fir­ma sollte bei der Auf­stel­lung ein­er mehr als 1.000 Mann starken Anti-Pirat­en Truppe helfen. Sara­cen Inter­na­tion­al war jedoch zu eng mit dem Grün­der der umstrit­te­nen pri­vat­en US Sicher­heits­fir­ma Black­wa­ter ver­bun­den; nach starkem inter­na­tionalem Druck (auch seit­ens der Vere­in­ten Natio­nen) hat Punt­land nun die Zusam­me­nar­beit beendet. 

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Die 8. chi­ne­sis­che Ein­satz­gruppe (Fre­gat­ten WENZHOU und MAANSHAN) hat am 15. März den Ostein­gang des Golfs von Aden erre­icht und sich dort zu kurzen gemein­samen Ver­band­sübun­gen mit der 7. Ein­satz­gruppe (Fre­gat­ten ZHOUSHAN und XUZHOU sowie Ver­sorg­er QIANDAOHU) getrof­fen. Damit ist die zur Absicherung der Evakuierung chi­ne­sis­ch­er Staats­bürg­er aus Libyen kurzzeit­ig ins Mit­telmeer ver­legte XUZHOU auch wieder in den Golf von Aden zurück gekehrt. 

Marineforum - Chinesische Einsatzgruppen bei Verbandsübungen (Foto: PLAN)
Chi­ne­sis­che Ein­satz­grup­pen bei Ver­band­sübun­gen
Bildquelle: PLAN

Nach kurzem Ein­satz vor Libyen ist auch die nieder­ländis­che Fre­gat­te TROMP am Horn von Afri­ka eingetrof­fen. Am 15. März passierte das Schiff den Suezkanal und hat sich inzwis­chen dem Ständi­gen NATO-Ver­band SNMG‑2 in Oper­a­tion Ocean Shield angeschlossen. 

Am 17. März hat die iranis­che Marine ihre 13. Ein­satz­gruppe in Rich­tung Golf von Aden in Marsch geset­zt. Lan­dungss­chiff TUNB und Ver­sorg­er DELVAR lösen die 12. Ein­satz­gruppe (Fre­gat­te ALVAND und Ver­sorg­er KHARG) ab, die bere­its aus dem Ein­satzge­bi­et abge­laufen ist und auf dem Weg in die Heimat einen Besuch im oman­is­chen Maskat durch­führte. Die neue Gruppe soll 60 Tage im Golf von Aden operieren. 

Die indis­che Marine will ihre bish­er unter rein nationaler Führung im Golf von Aden einge­set­zten Kriegss­chiffe ange­blich der im Jan­u­ar 2009 auf US Ini­tia­tive aufgestell­ten multi­na­tionalen Anti-Pira­terie-Ein­satz­gruppe CTF-151 angliedern. Die Mel­dung ist allerd­ings mit gewiss­er Skep­sis zu betra­cht­en. Immer­hin ist in der CTF-151 auch die pak­istanis­che Marine vertreten, ja seit Ende Novem­ber (und wohl noch bis Ende Mai) wird der Ver­band sog­ar von einem pak­istanis­chen Kom­modore geführt. So bleibt vor­erst abzuwarten, ob hier mit Blick auf die poli­tis­chen Beziehun­gen zu den USA nur eine bloße Absicht­serk­lärung gegeben wurde bzw. wann und für welche Schiffe die Ankündi­gung real­isiert wird. 

Die rus­sis­che Marine wird ihre Ein­sätze im Golf von Aden im ganzen Jahr fort­set­zen. Ins­ge­samt ist die Entsendung von fünf Ein­satz­grup­pen der Paz­i­fik­flotte und der Nord­flotte geplant. Neusee­land hat dage­gen eine Bitte der Vere­in­ten Natio­nen um Entsendung eines Kriegss­chiffes mit Bedauern abgelehnt. Für einen Ein­satz am Horn von Afri­ka sei derzeit lei­der keine Ein­heit verfügbar. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen.

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →