Update Piraterie — Aktuelle Entwicklungen bei Einsatzkräften Stand 02.09.2011

Während es in Südostasien und vor West­afri­ka einige Raubüber­fälle auf (ankernde) Han­delss­chiffe gab, blieb es im „Oper­a­tions­ge­bi­et“ soma­lis­ch­er Pirat­en vor dem Horn von Afri­ka weit­ge­hend ruhig. Haupt­grund dafür ist weit­er­hin der in diesem Jahr offen­bar etwas länger dauernde saisonale Mon­sun. Noch immer herrschen in den offe­nen Seege­bi­eten des Ara­bis­chen Meeres und des Indiks süd­west­liche Winde um 30 Knoten, mit kräftigeren Böen, und Wellen­höhen um drei Meter machen den für Kape­run­gen einge­set­zten kleinen Skiffs Angriffe prak­tisch unmöglich. 

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Ruhige Gewäss­er find­en die Pirat­en unverän­dert nur im west­lichen Teil des Golfs von Aden (und auch hier nur in Küsten­nähe), in der Straße von Mosam­bik, im nördlichen Golf von Oman, bei den Male­di­v­en und — mit Ein­schränkun­gen – in unmit­tel­bar­er Nähe der Sey­chellen. Nur in diesen Gebi­eten wird auch für die näch­sten Tage der „Pira­cy Threat Lev­el“ mit „rot“ oder „orange“ angegeben. 

So wurde in der abge­laufe­nen Woche denn auch nur ein einziger Über­fall gemeldet. Knapp 30 sm vor Salalah (Oman) ver­sucht­en soma­lis­che Pirat­en am 2. Sep­tem­ber einen liberi­an­is­chen Frachter zu kapern, brachen ihren Angriff aber ab und flüchteten, als ein oman­is­ches Küstenwach­schiff auf den Ort des Geschehens zuhielt. Nach der Ent­führung eines Schiffes auf der Reede von Salalah haben oman­is­che Marine und Küstenwache ihre Patrouillen deut­lich ver­stärkt. Dies musste auch eine andere Gruppe Pirat­en zur Ken­nt­nis nehmen. Eine von ihnen gekaperte und als Mut­ter­schiff genutzte Dhau wurde vor der oman­is­chen Küste von einem Flugzeug der oman­is­chen Luft­waffe ent­deckt und wenig später von einem Küstenwach­boot aufge­bracht. Zehn Soma­lis warten nun im Gefäng­nis auf ihren Prozess; die elf vor­ma­li­gen Geiseln kon­nten mit ihrer befre­it­en Dhau in die Heim­reise antreten. 

Das indis­che Schiff­fahrtsmin­is­teri­um hat die erwarteten Richtlin­ien für den Ein­satz von „Ves­sel Pro­tec­tion Detach­ments“ her­aus­gegeben und damit indis­chen Reed­ern bzw. wie es offiziell heißt „Schif­f­en mit indis­ch­er Besatzung“ (hier dürften einige Flaggen­staat­en wohl Vor­be­halte anmelden) für die Durch­fahrt durch piratenge­fährdete Gebi­ete im Indik und im Golf von Aden die Genehmi­gung zur Ein­schif­fung zivil­er bewaffneter Sicher­heit­steams erteilt. Pri­vate Sicher­heits­fir­men, die sich um dies­bezügliche Aufträge bewer­ben, müssen ein „Auswahlver­fahren“ durch­laufen, also wahrschein­lich eine Art staatlich­es Zer­ti­fikat erwerben. 

Im jahrzehn­te­lan­gen Kon­flikt der Erzri­valen Pak­istan und Indi­en wer­den nun auch die soma­lis­chen Pirat­en the­ma­tisiert. Die indis­che „Times of India“ behauptet, soma­lis­che Pirat­en wür­den in Pak­istan aus­ge­bildet, um dann einen „Stel­lvertreterkrieg“ gegen Indi­en zu führen. Auf dem von soma­lis­chen Pirat­en ent­führten und am 14. August von der indis­chen Marine im Ara­bis­chen Meer aufge­bracht­en iranis­chen Fis­cher­boot NAFIS‑1 gefun­dene „Beweise“ (u.a. Lebens­mit­telver­pack­un­gen) „legten diesen Schluss nahe“. Die Zeitung ste­ht mit ihrer etwas abwegi­gen Mei­n­ung allerd­ings vor­erst noch allein; auch die indis­che Poli­tik hält sich hier bedeckt. 

Aktuelle Entwick­lun­gen bei Ein­satzkräften

Der rus­sis­che Zer­stör­er ADMIRAL PANTELEYEV ist wie erwartet am 29. August aus Wladi­wos­tok aus­ge­laufen. Zur nun­mehr 5. Anti-Pira­terie Ein­satz­gruppe der rus­sis­chen Paz­i­fik­flotte gehören noch ein Tanker sowie der Hochsee­bergeschlep­per FOTIY KRYLOV. Der Ver­band wird für den Marsch in den Golf von Aden etwa drei Wochen benöti­gen und dann dort einen Ver­band der Nord­flotte mit dem Zer­stör­er SEVEROMORSK ablösen. 

Marineforum - Piracy Threat Level Forecast (Grafik: US Navy)Grafik
Pira­cy Threat Lev­el Fore­cast (Grafik: US Navy)

Auch die iranis­che Marine wird dem­nächst ihren derzeit im Golf von Aden operieren­den 14. Anti-Pira­terie Ein­satzver­band ablösen. Zur 15. Ein­satz­gruppe soll neben einem “Kriegss­chiff” (das kann auch ein Ver­sorg­er sein) wieder ein U‑Boot gehören. Wahrschein­lich han­delt es sich dabei erneut um das U‑Boot YUNES der KILO-Klasse, das (begleit­et vom Flot­ten­ver­sorg­er BANDAR ABBAS) bere­its vor drei Monat­en einen solchen Ein­satz durchge­führt hat­te. Damals hat­ten iranis­che staatliche Medi­en mit Bericht­en über „Oper­a­tio­nen im Roten Meer“ eine groß angelegte Aufk­lärungs­fahrt bis ins nördliche Rote Meer (Israel) sug­geriert. Tat­säch­lich soll die YUNES aber nur einige kurze Aus­flüge ins südliche Rote Meer (knapp nördlich der Meerenge des Bab el Man­deb) durchge­führt haben. Meist war das U‑Boot offen­bar im Golf von Aden einge­set­zt oder lag in Dschibuti). 

Mit ihrer Über­wassergeschwindigkeit von nur etwa 10 Knoten (getaucht etwas schneller) ist die YUNES nicht son­der­lich geeignet, Kon­vois effek­tiv zu sich­ern und mit schnellem Ortswech­sel auf plöt­zliche Ereignisse (Notrufe) zu reagieren. Ihre Haup­tauf­gabe dürfte denn auch die Früh­war­nung vor möglichen Pirat­en sein, z.B. durch verdeck­te Aufk­lärung der vor einem Kon­voi liegen­den Fahrtroute. Im ver­gan­genen Jahr hat­te sich ein nieder­ländis­ches U‑Boot der WAL­RUS-Klasse im Rah­men der NATO Oper­a­tion „Ocean Shield“ bei der verdeck­ten Beobach­tung von Pira­ten­camps an der soma­lis­chen Küste „außeror­dentlich bewährt“. Pirat­en wur­den damals schon direkt beim Auf­bruch zu Kaper­fahrten ent­deckt und gemeldet, ggf. auch beschattet. 

Das spanis­che Dock­lan­dungss­chiff GALICIA und die spanis­che Korvette INFANTA CRISTINA sind am Horn von Afri­ka eingetrof­fen und haben sich der EU Nav­For in Oper­a­tion „Ata­lan­ta“ angeschlossen. Mit Ein­laufen in ihre jew­eili­gen Heimath­äfen haben die por­tugiesis­che Fre­gat­te VASCO DA GAMA und die 8. chi­ne­sis­che Ein­satz­gruppe mit den Fre­gat­ten MAANSHAN und WENZHOU sowie dem Flot­ten­ver­sorg­er QIANDAOHU ihre Ein­sätze beendet. 

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