Am 12. Juli hat bei Odessa in der Ukraine die diesjährige Übung „Sea Breeze“ begonnen.
KONSTANTIN OLSHANSKIY Bildquelle: ukr. Marine |
Multinationale Übungen der „Sea Breeze“ Serie finden seit 1997 statt. Die Ukraine ist dabei Gastgeber, die US Navy unterstützt bei Vorbereitung und Durchführung, und Streitkräfte aus NATO Staaten und regionalen Staaten werden zur Teilnahme eingeladen. Die Ukraine verstand die im Rahmen der NATO-Initiative „Partnership for Peace“ durchgeführten Übungen vornehmlich auch als Schritt in Richtung NATO-Mitgliedschaft. Die zunehmende innenpolitische Polarisierung machte im letzten Jahr einen Strich durch diese Absicht. Das von der Russland-freundlichen Opposition dominierte Parlament verweigerte „Sea Breeze 2009“ die Genehmigung; die Übung musste abgesagt werden. In diesem Jahr findet „Sea Breeze“ allerdings wieder statt. Das mag nach dem jüngsten Regierungswechsel überraschen, aber für den neuen Präsidenten Janukowitsch bot sich offenbar eine Gelegenheit, (auch gegenüber der eigenen Bevölkerung) zu demonstrieren, dass die Ukraine sich beileibe nicht einseitig Russland zugewendet hat, sondern einen grundsätzlich nach beiden Seiten offenen Platz zwischen Russland und der NATO einnehmen will. Das Parlament hatte diesmal denn auch kein Problem mit der Genehmigung.
„Sea Breeze 2010“ wird als größte multinationale Übung dieses Jahres im Schwarzen Meer bezeichnet. Neben der Ukraine und den USA sind Soldaten aus Aserbeidschan, Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Georgien, Moldawien, Polen, Schweden und der Türkei beteiligt. Österreich hat einen Militärbeobachter geschickt. Russland bleibt dagegen fern. Insgesamt nehmen mehr als 1.600 Soldaten mit 20 Schiffen und Booten sowie 13 Luftfahrzeugen an der Übung teil.
Bis zum 23. Juli will man gemeinsam die Bekämpfung von Piraterie, die Evakuierung von Zivilisten sowie die Verhinderung von Waffen- und Drogenschmuggel (Boardingoperationen) und illegaler Migration über See üben. Neben Marinesoldaten sind auch Landtruppen in ausgewählte Szenarien eingebunden. Zu ersten Übungsteilen gehörten gemeinsame Tauchereinsätze im Hafen von Odessa.
Beim Übungsaspekt „Bekämpfung von Piraterie“ will man erklärtermaßen auf Erfahrungen aus den derzeitigen Einsätzen am Horn von Afrika aufbauen. Interessanterweise war dann aber die erste praktische Übung zu diesem Aspekt etwas, was dort bisher peinlich vermieden wird: die Erstürmung eines Piratenstützpunktes („von Piraten besetztes Dorf“) an der Küste, durchgeführt von Marineinfanterie in einer amphibischen Operation vor der Halbinsel Tendra (östlich Odessa) vom Landungsschiff KONSTANTIN OLSHANSKIY.
Höhepunkt von „Sea Breeze 2010“ soll eine abschließende zwei-tägige Phase werden, die einem sich in Realzeit entwickelnden Szenario folgt. Hier sind erneut auch amphibische Elemente geplant.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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