Nach jahrelangen Verzögerungen hat die türkische Marine endlich ihre erste im eigenen Lande entwickelte und gebaute Korvette in Dienst gestellt.
Präsident Gul, Ministerpräsident Erdogan, der Verteidigungsminister, Generalstabschef und Marinechef nahmen am 27. September persönlich bei der Pendik Marinewerft in Istanbul an der Zeremonie für die HEYBELIADA teil, an deren Rande auch gleich der Stapellauf für das zweite Schiff (BUYUKADA) erfolgte. Die offiziellen Anfänge des Vorhabens reichen bis Anfang 1996 zurück. Damals wollte man in Zusammenarbeit mit einem ausländischen Anbieter zwölf U‑Jagdkorvetten und Offshore Patrol Vessel bauen. Finanzprobleme verzögerten das mit insgesamt mehr als 1,5 Mrd. Euro veranschlagte Projekt jedoch immer wieder, legten es zwischenzeitlich sogar gänzlich auf Eis. Als Interimslösung wurden ab 2001 schließlich sechs gebrauchte französische Korvetten (Aviso) der D´ESTIENNE D´ORVES-Klasse erworben.
2004 verwarf man schließlich die als „zu teuer“ erachtete Beschaffung im Ausland, entschloss sich zu einem nationalen Alleingang unter der Vorhabensbezeichnung MilGem (Milli Gemi = nationales Schiff) (eben „Milli Gemi“), gründete das MilGem Projektbüro und begann bei der Marinewerft in Istanbul mit dem Bau des Typschiffes HEYBELIADA. Der voll beladen 2.300 ts verdrängende 99‑m Neubau lief 2007 vom Stapel. Bei Ausrüstung und Waffensystemen für den Neubau setzte man nach wie vor auch auf ausländische Firmen; in internationalen Ausschreibungen wurden Angebote für u.a. ein Nahbereichsflugabwehrsystem, diverse Radaranlagen sowie ein Torpedoabwehrsystem eingeholt und schließlich entsprechende Aufträge erteilt. Eigentlich sollte die HEYBELIADA schon 2010 in Dienst gestellt werden, aber der Termin verzögerte sich noch einmal um fast ein Jahr. Nun aber fährt der Neubau unter der Seekriegsflagge zur See und kann ausgiebig erprobt werden.
Von der Bewährung in der Praxis (und natürlich auch der Finanzlage) wird abhängen, wie viele weitere Schiffe dieses Typs gebaut werden. Zur Zeit ist von acht Einheiten die Rede, mit einer Option auf vier weitere Schiffe. Der Eigenbau gilt als Meilenstein auf dem Weg, sich von Rumpfbau bis hin zu Systemintegration aus der Abhängigkeit von ausländischen Anbietern zu lösen, ja die Marinewerft hofft sogar, nun selbst Schiffe dieser Klasse exportieren zu können. Ob es bereits Anfragen anderer Marinen gegeben hat, ist allerdings nicht bekannt.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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