Wünsche allein reichen in der Regel nicht aus, um ein größeres Rüstungsvorhaben in Angriff nehmen zu können; es müssen auch die erforderlichen Mittel verfügbar sein.
Chinesisches U‑Boot der SONG-Klasse Bildquelle: PLAN |
Dieser banale Tatsache muss sich die thailändische Marine (RTN) bei ihrem Bestreben zum (Wieder-)Aufbau (die frühere siamesische Marine hatte bis 1950 U‑Boote im Bestand) einer U‑Bootkomponente unverändert beugen. Schon 1995 hatte das Kabinett die Beschaffung von drei modernen U‑Booten gebilligt; ausländische Hersteller legten auch bereits Angebote vor, aber die asiatische Finanzkrise bereitete den Plänen erst einmal ein abruptes Ende. Mit Blick auf die U‑Bootbeschaffung regionaler Nachbarn blieb das Vorhaben zwar auf der Wunschliste, aber selbst für ein Leasing gebrauchter deutscher U‑Boote TYP 206A oder den Kauf der alten israelischen U‑Boote der GAL-Klasse fand sich kein Geld. 2002 begrub der damalige Marinebefehlshaber das Projekt; bei knappen Mitteln müsse sich die Marine darauf konzentrieren, ihre derzeitigen Fähigkeiten zu erhalten.
Erst Ende 2007 kehrte es auf die Tagesordnung zurück — und gewinnt seitdem an Fahrt. Im Januar 2010 setzte Marinebefehlshaber Admiral Kamthorn eine Arbeitsgruppe zur Untersuchung der „Machbarkeit“ ein. Medien berichteten, die RTN wolle umgerechnet 450 Mio. Euro für “zwei gebrauchte U‑Boote” in die nächste Regierungsvorlage zu Rüstungsprojekten einbringen. Interesse gilt südkoreanischen U‑Booten vom Typ 209 (CHANG BOGO-Klasse), aber auch in Deutschland, Frankreich, Russland, Schweden sowie schließlich in China will man sich nach Kaufmöglichkeiten für gebrauchte U‑Boote erkundigen.
Einige Beobachter räumen dabei den Chinesen gute Chancen ein; angeblich habe der thailändische König deren Bevorzugung „angeregt“. Zu China bestehen schon lange Jahre gute Rüstungskontakte. Von dort stammen vier in den 90er Jahren gelieferte Fregatten, und erst vor wenigen Jahren wurden zwei neue Offshore Patrol Vessel in Schanghai gebaut (mit der Option auf weitere zwei Einheiten). Sollte man sich mit den Chinesen auch über U‑Boote einigen, dürfte es sich um diesel-elektrisch angetriebene Boote der SONG-Klasse handeln. U‑Boote dieses Typs werden seit etwa 15 Jahren gebaut; sie verdrängen getaucht etwa 2.200 ts und sind mit Torpedos sowie Seeziel-FK bewaffnet.
Ob es der RTN gelingt, bei der Regierung Gehör für ihre U‑Bootwünsche zu finden, bleibt allerdings abzuwarten. Im Verteilungskampf um knappe Mittel fehlt es nicht an Opposition. Kritiker beschwören die Gefahr neuer „weißer Elefanten“. Sie sehen U‑Boote in direkter Nachfolge des 1997 in Dienst gestellten Flugzeugträgers CHAKRI NARUEBET, der als bloßes teures Prestigeobjekt praktisch keinerlei operativen Nutzen habe und sein Dasein überwiegend untätig an der Pier friste. Admiral Kamthorn selbst scheint auch etwas skeptisch. Er wäre wohl kaum überrascht, wenn es nur Geld für ein einziges gebrauchtes Boot gäbe; das würde der RTN dann aber immerhin den (Wieder-)Einstieg in die U‑Bootkomponente ermöglichen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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