Die thailändische Marine (RTN) hat ihre Pläne zum Erwerb gebrauchter deutscher U‑Boote TYP 206A endgültig begraben.
Im Frühjahr 2011 galt die Übernahme als praktisch schon perfekt; es fehlten nur noch „offizielle Unterschriften unter die vorbereiteten Verträge“. Mindestens zwei, möglicherweise sogar sechs (zwei davon als Ersatzteilspender) bei der Deutschen Marine ausgemusterte U‑Boote wollte die RTN übernehmen. Zum deutschen Angebot gehörten auch ein logistisches Paket und Ausbildung durch die Deutsche Marine.
Im Juni 2010 hatte diese aus wirtschaftlichen Überlegungen ihre sechs verbliebenen U‑Boote TYP 206A kurzfristig aus dem aktiven Dienst genommen. Die vorzeitige Ausmusterung (eigentlich sollten die U‑Boote nur nach und nach außer Dienst gestellt werden, das letzte Boot noch bis 2015 fahren) war von vornherein mit dem Wunsch verbunden, die 206A an eine befreundete Marine zu verkaufen — nicht zuletzt auch, um zusätzliche Mittel für den Unterhalt der eigenen Flotte zu generieren. So wurden zunächst auch nur zwei der sechs U‑Boote nach Wilhelmshaven überführt und dort eingemottet. Die anderen vier Boote blieben an der Ostsee, wo sie für einen möglichen Käufer „warm gehalten“, d.h. so gepflegt wurden, dass sie grundsätzlich fahrbereit blieben.
Deutsches U‑Boot TYP 206A (Foto: Michael Nitz) |
Als potentieller Käufer galt neben möglicherweise Kolumbien vor allem Thailand, wo die RTN mit Blick auf Beschaffungsvorhaben der regionalen Nachbarn schon lange U‑Boote wünscht. Bereits 1995 hatte das thailändische Kabinett die Beschaffung von drei modernen Booten gebilligt; ausländische Hersteller legten auch bereits Angebote vor, aber die asiatische Finanzkrise bereitete den Plänen erst einmal ein abruptes Ende. Das Vorhaben blieb zwar auf der Wunschliste, aber selbst für ein alternativ angedachtes Leasing gebrauchter U‑Boote fand sich kein Geld. 2002 begrub der damalige Marinebefehlshaber das Projekt; bei knappen Mitteln müsse sich die Marine darauf konzentrieren, ihre derzeitigen Fähigkeiten zu erhalten. Erst Ende 2007 kehrte es auf die Tagesordnung zurück, und im letzten Jahr war man sich schließlich einig, die gebrauchten deutschen U‑Boote zu übernehmen. Alles wartete auf die Unterschrift aus Thailand, aber ein dortiger Regierungswechsel ließ das Geschäft platzen. Der neue Verteidigungsminister lehnte die Übernahme ab, wollte offenbar noch einmal über den Preis verhandeln, sich ansonsten woanders nach U‑Booten umsehen. Monate verstrichen ohne eindeutige Absichtserklärungen aus Bangkok. Die Deutsche Marine konnte schließlich nicht mehr nur „auf Verdacht“ und auf eigene Rechnung Personal und Material für eine mögliche Ausbildung thailändischer U‑Bootfahrer vorhalten und setzte eine letzte Frist.
In Thailand wechselte derweil erneut die Regierung. Der neue Verteidigungsminister bekräftigte zwar noch am 25. Januar die Absicht, das auf Eis liegende U‑Bootprojekt wieder zu beleben, aber die gesetzte Frist ließ er dann verstreichen. Am 13. März gab er schließlich offiziell den endgültigen Ausstieg aus dem Erwerb deutscher U‑Boote TYP 206A bekannt – wegen „Unmöglichkeit der Einhaltung der von Deutschland gesetzten Fristen“. Thailand wird sich nun andernorts nach Lieferanten für neue oder gebrauchte U‑Boote umsehen, wobei Südkorea und China die größten Chancen eingeräumt werden. Für die RTN steht im Endergebnis aber sicher die frustrierende Erkenntnis, ihre lang gehegten und kurz vor der Realisierung gescheiterten Pläne zur Aufstellung einer U‑Bootkomponente um weitere Jahre verschieben zu müssen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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