Nach gut zwei Jahren Pause unternimmt Taiwan offenbar einen neuen Anlauf zur Beschaffung von U‑Booten.
HAI LUNG (Foto: ROC Navy) |
Neue U‑Boote stehen seit mehr als zehn Jahren auf der Wunschliste der Republic of China Navy (ROCN), die zuletzt Ende der 1980-er Jahre in den Niederlanden zwei Boote der HAI LUNG-Klasse (verbesserte WALRUS-Klasse) erwerben konnte. Daneben finden sich nur noch zwei aus den 1940-er Jahren stammende, von den USA überlassene U‑Boote der GUPPY-Klasse im Bestand.
Die Erneuerung der U‑Bootkomponente drängt also, aber europäische Werften/Regierungen lehnen aus politischen Gründen den Bau neuer U‑Boote für Taiwan (auch über den Umweg USA) strikt ab und denken auch nicht daran, Taiwan mit Designs für Eigenbauten unter die Arme zu greifen.
Die USA haben weniger Bedenken, und 2001 hatte der damalige US-Präsident George W. Bush als Teil eines umfangreichen Waffenlieferungspaketes auch acht konventionelle U‑Boote bewilligt. Problem war — und ist — allerdings, dass keine US Werft kleine, diesel-elektrisch angetriebene Küsten-U-Boote baut. In Taiwan selbst geriet das Vorhaben schließlich wegen seiner hohen Kosten unter Druck und wurde 2004 erst einmal auf Eis gelegt. 2009 kehrte es auf die Tagesordnung zurück. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise, die auch bei den taiwanesischen Werften zu einem Auftragseinbruch geführt hat, dachte man nun an einen Eigenbau von U‑Booten. Diskutiert wurde der Bau von bis zu acht 2.000 — 3.000 ts verdrängenden U‑Booten, die bei der CSBC Corporation (früher China Shipbuilding) entstehen sollten. Die Werft untersuchte offenbar auch schon ernsthaft die eigenen Möglichkeiten zum U‑Bootbau und scheint hier zu einem grundsätzlich positiven Ergebnis gekommen zu sein. Angeblich will man auch schon bald Techniker und Ingenieure der Werft und auch der ROCN zur Ausbildung ins Ausland schicken.
Vor einigen Wochen berichteten örtliche Medien über die Absicht der ROCN, im Parlament die Bewilligung von Geldern für den Bau von bis zu acht nun etwas kleineren (1.000 – 1.500 ts) U‑Booten zu beantragen. Alternativ dazu bemüht man sich offenbar um den Erwerb gebrauchter, bei anderen Marinen ausgemusterter U‑Boote „deutschen Designs“. Gerüchte (und derzeit sind es wohl auch nur solche) nennen hier u.a. Griechenland als möglichen Lieferanten. Bei Neubauten setzt man auf technische Unterstützung aus den USA, aber es müsse sich „nicht zwingend um in den USA gebaute Boote“ handeln. Schon im kommenden Jahr könne auf einer landeseigenen Werft (s.o.) der Bau eines Prototypen beginnen, der „in drei bis vier Jahren geliefert“ werden könne. Ein solcher Zeitansatz ist mehr als nur optimistisch, und internationale Experten hegen überdies weiterhin grundsätzliche Zweifel, dass die vorhandene technische Expertise zur Entwicklung eines eigenen Designs ausreicht. Auch gilt als sicher, dass man um einen Import von technischen Anlagen und Subsystemen nicht herum kommen wird. Europäische Zulieferer dürften sich hier auch weiterhin verweigern.
Deutlich realistischer ist da schon die ebenfalls kürzlich verkündete Absicht, „in 2013“ die beiden U‑Boote der HAI LUNG-Klasse zu modernisieren und dabei u.a. mit (aus den USA zu importierenden) Seeziel-FK Sub-Harpoon nachzurüsten.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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