Der Konflikt in Syrien verschärft sich weiter. Machthaber Bashir al-Assad begreift die russisch-chinesische Blockade des UN Sicherheitsrates als Freibrief, nun sämtliche Rücksichten fallen zu lassen. Eine politische Lösung ist derzeit nicht erkennbar.
Als mögliche Alternative zu einer wegen der russischen/chinesischen Verweigerung derzeit nicht möglichen, gegen das syrische Regime gerichteten UNSR Resolution wird offenbar die Einrichtung eines „humanitären Korridors“ diskutiert. Über einen solchen könnten zum einen humanitäre Hilfsgüter nach Syrien transportiert werden (wobei sich dort dann natürlich die Frage einer von syrischen Streitkräften ungehinderten Verteilung stellt); zum anderen könnten über ihn aber auch Evakuierungsoperationen für in Syrien fest sitzende Ausländer erfolgen. Da die Nachbarn Irak, Jordanien und Libanon einer solchen Maßnahme über ihre Landgrenzen zu Syrien bereits eine Absage erteilt haben, und auch die Türkei wohl eine ähnliche Haltung einnehmen soll, gilt für den Fall eines diesbezüglichen UN-Beschlusses derzeit eine Einrichtung über See als wahrscheinliche Option.
Die in einem Internet-Blog berichtete Verlegung des türkischen Landungsschiffes OSMAN GAZI — eine der größten amphibischen Einheiten der türkischen Marine — in den knapp nördlich der syrischen Grenze gelegenen kleinen Marinestützpunkt Iskenderun kann ein erster Hinweis auf eine mögliche Vorbereitung solcher Operationen sein. Bei anderen Marinen sind es bisher keine diesbezüglichen Aktivitäten erkennbar.
OSMAN GATI (Foto: china-defense.com) |
Am 12. Februar traf der russische Flottentanker IVAN BUBNOV vor Tartus ein. Das zur BORIS CHILIKIN-Klasse gehörende Schiff der Schwarzmeerflotte soll aber noch nicht in den Hafen eingelaufen sein, obwohl die russische Marine dort an einer Pier „Stützpunktrechte“ hat. Schon seit Jahrzehnten nahmen in ablösendem, mehrmonatigen Einsatz Werkstattschiffe der Schwarzmeerflotte die Funktion eines technischen Abstützpunktes wahr. Das zuletzt dort stationierte Werkstattschiff AMUR PM-56 kehrte nach sechs Monaten allerdings Ende Januar nach Sevastopol zurück. Einen Ersatz hat es bisher nicht gegeben. Unklar ist, ob und in welchem Umfang die IVAN BUBNOV diese Funktionen wahrnehmen soll – oder was (wenn nicht) der Grund für ihre Anwesenheit vor Syrien ist.
Zu den Hauptunterstützern des Assad-Regimes gehören – wenig verwunderlich — auch Venezuela und der Iran. Venezuela ist einer der wenigen dem Regime noch verbliebenen Lieferanten von Kraftstoff. Noch in dieser Woche soll ein Tanker in venezolanischem Auftrag Dieselkraftstoff im Wert von bis zu 50 Mio. US-Dollar in den syrischen Hafen Banias liefern.
Am 17. Februar — übrigens genau am Jahrestag der ersten Suezkanal-Passage iranischer Kriegsschiffe in 2011 — haben ein „Zerstörer“ und ein Versorger der iranischen Marine den Suezkanal passiert und – sicher sehr aufmerksam von Israel beobachtet – den syrischen Hafen Tartus angesteuert. Bei den Schiffen handelt es sich um die im Iran als „Zerstörer“ klassifizierte leichte Geleitfregatte NAGHDI (Typ US PF-103, Bj. 1964) und den Versorger KHARG. Beide Einheiten bilden die aktuelle Anti-Piraterie Einsatzgruppe der iranischen Marine. Sie hatten schon Anfang Februar einen Abstecher vom Golf von Aden ins Rote Meer begonnen und bis vor etwa einer Woche einen Hafenbesuch in Dschidda (Saudi Arabien) durchgeführt. Nach einer Erklärung der iranischen Marine sollen die Schiffe in Tartus „der syrischen Marine Ausbildungsunterstützung geben“ (Einweisung an modernen iranischen FK-Systemen?). Damit wäre wohl kein nur ein bis drei Tage dauernder Kurzbesuch zu erwarten.
Iranischer Versorger KHARG (Foto: Deutsche Marine) |
Wie beim Besuch in Syrien vor einem Jahr, sind auch diesmal (unverifizierbare) Meldungen zu erwarten, nach denen die KHARG Waffen und Munition für Syrien an Bord hat. Transport an Bord eines militärischen Versorgers, der ja routinemäßig militärische Nachschubgüter an Bord hat, wäre durchaus geeignet, das international gegen den Iran verhängte Waffenexportverbot zu umgehen — und Platz wäre auf der großen KHARG allemal. Sowohl der Iran als auch Syrien werden solche Berichte allerdings entrüstet zurück weisen, und handfeste Beweise dürften schwer fallen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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