Der mit Spannung erwartete 15. Testschuss eines neuen ballistischen Flugkörpers Bulava war offenbar ein voller Erfolg.
Erstmals startete Bulava nicht vom bisher genutzten, zum Erprobungsträger umgebauten U‑Boot DMITRIY DONSKOY (TAIFUN-Klasse), sondern von der YURI DOLGORUKIY. Am 28. Juni schoss das Typboot der neuen BOREJ-Klasse aus „Unterwasserfahrt“ eine mit mehreren Gefechtsköpfen bestückten Bulava aus dem Weißen Meer in das 5.500 km entfernte Zielgebiet bei Kamtschatka. Einer offiziellen Erklärung zufolge erfüllte der Testschuss „sämtliche Parameter“.
Bulava-Start Bildquelle: russ. Marine |
Nachdem sieben von 14 bisherigen Testschüssen krasse Fehlschläge waren (und auch bei den meisten anderen deutliche Defizite zutage getreten waren), wurde dem 15. Versuch besondere Bedeutung beigemessen. Er sollte die Weichen für eine Aufnahme der Serienproduktion und Einführung bei der Marine stellen – oder der „Anfang vom Ende“ der Bulava sein. Der letzte Testschuss im Oktober 2010 war erfolgreich, aber der einsetzende Winter verhinderte weitere geplante Versuche. Der für Mitte Dezember angekündigter 15. Testschuss musste wegen Vereisung des Weißmeeres verschoben werden. Als neuer Termin wurde Juni 2011 genannt – und diesmal hat es nun auch geklappt.
Während die Freude derzeit überwiegt, bleibt die Spannung vorerst aber noch erhalten. Noch weitere vier Testschüsse (mit Bulava Vorserienmodellen) von der YURI DOLGORUKIY sind in diesem Jahr geplant. Nur wenn sie den Nachweis erbringen, dass die Systemintegration gelungen und der neue Flugkörper zuverlässig ist, kann das Projekt Bulava auf Kurs bleiben.
Die seegestützte nukleare Abschreckung Russlands scheint auf Gedeih und Verderb mit Bulava verknüpft. Die strategischen U‑Boote der BOREJ-Klasse sind für den neuen drei-stufigen Flugkörper (Reichweite 8.000km, bis zu 10 Gefechtsköpfe) maßgeschneidert. Acht dieser Boote sollen in den kommenden Jahren den Generationswechsel von alten U‑Booten DELTA-III und DELTA-IV vollziehen. Für sie sollen 124 Bulava beschafft werden; weitere 30 – 40 Flugkörper werden für Testschüsse und Erprobungen benötigt.
YURI DOLGORUKIY Bildquelle: russ. Marine |
Ein Verzicht auf Bulava und Umstieg auf die neueste (als sehr zuverlässig geltende) Version Sineva der von DELTA-IV mitgeführten, altbewährten SS-N-23 ist nur schwer möglich. SS-N-23 sind für die BOREJ viel zu groß; ihre Einrüstung wäre mit erheblichen Designmodifizierungen an den U‑Booten verbunden und würde die Erneuerung der seegestützten Nuklearkomponente vermutlich um Jahre verzögern.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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