Offenbar brachte die Auswertung der letzten Testschüsse mit dem neuen U‑Bootgestützten ballistischen Flugkörper (SLBM) Bulava ein befriedigendes Ergebnis.
Bulava Testschuss (Foto: russ. Marine) |
Jedenfalls unterzeichnete das Verteidigungsministerium am 24. Januar Verträge für den Beginn der Serienfertigung und eine Produktion von Bulava bis zunächst 2020. „Schon bald“ will auch Präsident Medwedew offiziell die Einführung des neuen SLBM verkünden. Zwar sind noch weitere Testschüsse geplant, wenn im Mai das Weiße Meer wieder eisfrei ist. Diese dienen dann aber nicht mehr der Zertifizierung des Flugkörpers, sondern werden im Rahmen routinemäßiger Funktionsnachweise oder Erprobungen neuer U‑Boote notwendig.
Im Oktober 2010 hatte die russische Marine bis 2020 einen Bedarf an insgesamt mehr als 150 Bulava angemeldet. Von diesen sind neben 30–40 für Testschüsse einzuplanenden Flugkörpern mindestens 124 für die Einsatz-Bestückung der neuen U‑Boote der BOREJ-Klasse vorgesehen. Die drei-stufigen Flugkörper (Reichweite 8.000km, bis zu 10 Gefechtsköpfe) sollen zusammen mit den neuen U‑Booten die seegestützte Abschreckung Russlands in die nächste Generation tragen. Beide sind füreinander maßgeschneidert und zwingend aufeinander angewiesen. BOREJ kann ohne substantielle Designmodifizierungen keine anderen derzeit verfügbaren SLBM schießen, und Bulava kann nicht von U‑Booten DELTA-III/IV gestartet werden.
Das Typboot YURI DOLGORUKIY der BOREJ-Klasse, das am 23. Dezember mit einer Salve von mindestens zwei Bulava die letzten erfolgreichen Testschüsse absolviert hatte, sollte eigentlich schon vor Jahreswechsel in Dienst gestellt werden. Im September hatte Hersteller Sevmash auch schon den erfolgreichen Abschluss aller Abnahmefahrten und Systemerprobungen verkündet. Diese „Erfolgsmeldung“ zur Lieferung des Neubaus an die Marine lässt allerdings weiter auf sich warten. Offiziell begnügte man sich mit der Erklärung, das neue U‑Boot sei „praktisch in Dienst“. Vor einer formellen Indienststellung seien noch einige rein technische Fragen zu klären, und das werde „noch einige Monate dauern“.
Eine solche Erklärung ist ungewöhnlich. Traditionell sind russische Werften und auch die Marine bemüht, Neubauten wenn irgend möglich, und sei es auch nur pro forma, vor Ende des (Haushalts-)Jahres in Dienst zu stellen bzw. zumindest zu übergeben/übernehmen. Werften können so Projekte formell abschließen, Platz für neue Vorhaben schaffen und mit Geldern für diese rechnen, die Marine mit den Neuzugängen ihre Jahresstatistik positiv gestalten. Die mehrmonatige Verzögerung bei der offiziellen Indienststellung der YURI DOLGORUKIY deutet auf Mängel hin, die der Marine eine Übernahme des Bootes noch nicht erlauben. Vermutlich befürchtet man auch, bei einer „pro forma“ Übernahme des Bootes die Werft aus der (finanziellen) Verpflichtung für Mängelbeseitigung zu nehmen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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