Nach Angaben des “Barents Observer” und der Umweltorganisation Bellona brach am 27. August bei der „Werft Nr. 10 Shkval“ in Aleksandrovsk (Polyarny) ein Feuer aus.
Werft Nr. 10 Bildquelle: Bellona |
Nun ist die auf dem Westufer am Ausgang des Kola-Fjords gelegene „Werft Nr. 10“ kein normaler Schiffbaubetrieb, sondern hat sich auf nukleargetriebene U‑Boote spezialisiert. Hier werden aktive U‑Boote der russischen Marine instand gesetzt, ihre Reaktoren werden neu befüllt, aber auch ausgemusterte U‑Boote liegen hier an der Pier und werden in einem international finanzierten Programm verschrottet und nuklear entsorgt. 2004 war hier im Rahmen des Arctic Military Environmental Cooperation (AMEC) Programms eine Wiederaufbereitungsanlage für feste nukleare Abfälle eingerichtet worden. Diese werden dann auf dem Werksgelände in Spezialcontainern zwischengelagert.
Polyarny ist schon mehrfach mit (nuklearen) Unfällen in die internationalen Schlagzeilen geraten. Erst im Mai war hier ein früher zum Transport verbrauchter Brennstäbe genutztes Schiff durchgerostet an der Pier gesunken. Zum Ausmaß des Brandes vom 27. August gibt es widersprüchliche Meldungen. Nach offiziellen Angaben entstand das Feuer bei der Beladung eines LKW. Der „kleine Brand“ sei nicht der Rede wert gewesen und nach 15 Minuten gelöscht gewesen. Anderen Quellen zufolge war das Feuer allerdings „erst nach zwei Stunden unter Kontrolle“ und konnte auch erst „nach mehreren Stunden gelöscht“ werden. Es soll ein Umschlagterminal zwischen zwei direkt angrenzenden Werkshallen zerstört haben: in der einen Halle wurden radioaktive Abfälle sortiert; in der anderen wurden feste nukleare Brennstoffe für die Zwischenlagerung containerisiert. Während Werftangehörige zu absolutem Stillschweigen „verdonnert“ wurden, berichteten örtliche Medien über (glücklicherweise nur vorübergehend) erhöhte Radioaktivität an der Brandstelle.
Wenige Tage nach dem Zwischenfall besteht offenbar kein Anlass mehr zu Besorgnis. Für Aufregung sorgt allerdings, dass die zuständigen russischen Behörden ungeachtet aller Abkommen und früheren Versprechungen das benachbarte Norwegen (Kirkenes liegt weniger als 150 km entfernt) offenbar in keiner Weise über den Zwischenfall mit möglicher Freisetzung von Radioaktivität informiert haben. Pressemeldungen fanden sich erst am 2. September. Gut eine Woche wurde der ganze Vorgang in „bewährter russisch-/sowjetischer Tradition“ einfach totgeschwiegen. Nun mag man dies angesichts der offenbar nur geringen Dimensionen als Lappalie abtun. Tatsächlich zeigt der Vorfall aber einmal mehr, dass Russland aus früheren Ereignissen nichts gelernt hat und im Umgang mit seinen Nachbarn noch immer weit davon entfernt ist, sich weltweit geltende internationale Standards zu eigen zu machen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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