Völlig überraschend hat die russische Marine einen neuen Oberbefehlshaber erhalten.
Am 6. Mai, dem letzten Tag seiner Amtszeit, „enthob“ (Originalton) der scheidende russische Präsident Medwedew per Dekret Admiral Vladimir Vysotsky von seinem Dienstposten und ernannte den Befehlshaber der Baltischen Flotte, Vizeadmiral Viktor Chirkov, zu seinem Nachfolger.
VAdm Viktor Chirkov (Foto: russ. Marine) |
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Chirkov (geb. 1959) begann seine Laufbahn bei der russischen Marine nach Absolvierung der Pazifischen Seeoffiziershochschule 1982 als Sperrwaffenoffizier auf einem Wachschiff der Pazifikflotte. Es folgten Verwendungen als Erster Offizier und später Kommandant auf Wachschiffen und Zerstörern. Von 1987 bis 1990 erhielt er das Kommando über den modernen Zerstörer ADMIRAL SPIRIDONOV (UDALOY-Klasse). 1994 wurde er Stellvertreter, zwei Jahre später dann Chef einer U‑Bootabwehrschiffsbrigade der Pazifikflotte.
Nach Absolvierung der Seekriegsakademie (1998–2000) wurde Viktor Chirkov Chef des Stabes und Erster Stellvertreter des Befehlshabers der „Truppen und Kräfte im Nordosten“, im Juni 2005 Chef der Flottille gemischter Kräfte der Pazifikflotte und im September 2007 schließlich Chef des Stabes und Erster Stellvertreter des Befehlshabers der Baltischen Flotte. 2009 wechselte er bei der Baltischen Flotte auf den Stuhl des Befehlshabers; nun wurde er per Präsidentendekret an die Spitze der russischen Marine befördert.
Sein Amtsvorgänger Admiral Vysotsky hatte 2007 den mit Erreichen des Pensionsalters (60) in den Ruhestand versetzten Admiral Masorin als Oberbefehlshaber abgelöst. Mit 57 Jahren hat er selbst das Pensionsalter eigentlich noch nicht erreicht, so dass denn auch heftig über die Hintergründe seiner sehr kurzfristigen Entlassung spekuliert wird. Beobachter weisen vor allem darauf hin, dass Präsident Medwedew kurz zuvor auch die Befehlshaber von Land- und Luftstreitkräften entlassen hatte (Letzterer erhielt als Stellvertreter Verteidigungsminister ein neues Amt). So gibt es Gerüchte, dass die Umbesetzungen an der Spitze der Teilstreitkräfte nur Vorläufer einer tief greifenden Strukturreform an der Spitze der Streitkräfte sein sollen, an deren Ende die Auflösung der Hauptstäbe der Teilstreitkräfte steht.
Viele Kommentare sehen als Hauptgrund aber die Unfähigkeit Vysotskys, eine umfassende Sanierung der russischen Kriegsschiffbauindustrie voran zu treiben. Hier wird sein Nachfolger Admiral Chirkov auch eine seiner „Hauptbaustellen“ finden. Sicher nicht ganz zufällig wird er — einen Tag vor seiner überraschenden Ernennung – mit heftiger Kritik an der Werftindustrie zitiert: Sie sei unfähig, die von der Marine erteilten Aufträge zu Instandsetzungen zu erfüllen. Selbst einfachste Ersatzteile würden nicht bevorratet und könnten dann nicht zeitgerecht beschafft werden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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