Ende September war aus dem Moskauer Verteidigungsministerium ein Inspektionsteam angereist. Die alle paar Jahre durchgeführte offizielle Besichtigung erstreckte sich vom Hauptstützpunkt Sevastopol bis zu Einrichtungen in Novorossiysk (letzteren galt besonderes Augenmerk) auf sämtliche Bereiche und Anlagen der Schwarzmeerflotte. Sie wurde in allen materiellen wie personellen Aspekten unter die Lupe genommen – von Liegenschaften an Land, Ausbildungsplänen, Stabsarbeit (Planung und Führung), Logistik, Disziplin, medizinische Versorgung, Einhalten von Sicherheitsbestimmungen, bis hin zu Wartung und Instandsetzung sowie Klarstand und Gefechtsbereitschaft aller Schiffe und Boote. Soldaten wurden persönlich befragt, absolvierten schriftliche Prüfungen und Fitnesstests. Abschließender Höhepunkt der mehrwöchigen Inspektion war Ende Oktober ein von Flottenbefehlshaber KAdm Alexander Fedotenkov persönlich geführtes, dreitägiges Seemanöver mit amphibischer Seelandung in der Kosackenbucht bei Sevastopol.
Schwarzmeerflotte bei Flottenparade (Foto: Novosti) |
Am Ende hieß es zunächst, die Inspekteure hätten sich vollauf zufrieden mit dem demonstrierten Ausbildungsstand gezeigt, und ein Pressesprecher der Schwarzmeerflotte verkündete auch stolz, es seien „alle Übungsziele erreicht“ worden. Offenbar aber hat man sich hier doch zu früh gefreut. Jüngste Medienmeldungen legen nämlich den Schluss nahe, dass die Schwarzmeerflotte tatsächlich bei der Inspektion „mit Pauken und Trompeten“ durchgefallen ist.
Offenbar fand nur die Demonstration der Fähigkeiten in See das Gefallen der Inspektoren der Verteidigungsministeriums. In allen anderen Bereichen sei das Ergebnis „unbefriedigend“ gewesen; die Einsatz- und Gefechtsbereitschaft der Schwarzmeerflotte sei daher als insgesamt „ungenügend“ bewertet worden. Bis Februar 2012 soll die Flotte nun Zeit haben, die (im Detail nicht bekannt gegebenen) festgestellten Defizite zu beseitigen; dann werde das Inspektorenteam aus Moskau erneut anreisen. Ob die Medienmeldungen zu dieser misslungenen Inspektion so zutreffen, kann bisher nicht bestätigt werden. Auch ist unklar, welche Konsequenzen (möglicherweise auch für die Flottenführung) gezogen werden. Dass die russische Marine, insbesondere die Pressestelle der Schwarzmeerflotte, bisher jegliche Stellungnahme zu den Berichten verweigert, gibt allerdings zu denken.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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