Der nukleargetriebene Nordflotten-Kreuzer PETR VELIKIY (KIROV-Klasse) hat am 4./5. April den Englischen Kanal passiert – eine ungewöhnliche Route, die von Schiffen dieser Klasse erstmals überhaupt befahren wurde.
MOSKVA Bildquelle: russ. Marine |
Bei früheren Fahrten in Richtung Mittelmeer wurde immer der Weg durch den Atlantik westlich der britischen Inseln gewählt. In der südlichen Nordsee stieß die Fregatte YAROSLAV MUDRIY (NEUSTRASHIMIY-Klasse) der Baltischen Flotte zum Kreuzer. Sie soll ihn bis ins Mittelmeer eskortieren, wo dann Schiffe der Schwarzmeerflotte das Geleit übernehmen. Am 7. April passierten beide Einheiten die Straße von Gibraltar mit Ostkurs. Routinemäßig dürften sich auch noch ein Flottentanker sowie ein Hochseebergeschlepper beim Verband befinden, obwohl dazu in Pressemeldungen der russischen Marine nichts gesagt wird.
Folgt man offiziellen Verlautbarungen, dann nimmt die PETR VELIKIY erst einmal direkt Kurs auf das syrische Tartus, wo sie sich mit Schiffen der Schwarzmeerflotte treffen soll. Das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte, der Kreuzer MOSKVA (SLAVA-Klasse) hat am 9. April den Heimathafen Sevastopol mit Kurs auf das Mittelmeer verlassen. Nach dem Besuch in Tartus sollen die Schiffe gemeinsam durch den Suezkanal in den Indischen Ozean verlegen. Dort stehen zunächst gemeinsame Übungen mit einer „Einsatzgruppe der Pazifikflotte“ auf dem Programm. Da aktuell noch keine diesbezüglichen Verlegungen aus der Pazifikflotte gemeldet werden, könnte es sich bei diesem Verband um die derzeit in der Bekämpfung der Piraterie im Golf von Aden eingesetzte Gruppe der Pazifikflotte (Zerstörer MARSHAL SHAPOSHNIKOV, Flottentanker PECHENGA, ein Bergeschlepper) handeln. Im Anschluss an diese Übung ist eine weitere, diesmal bilaterale Übung mit der indischen Marine (Übungsserie „Indra“?) geplant. Flottenbesuche in Oman und Indien runden den Aufenthalt in der Region ab.
Bildquelle: severnyflot.ru |
Detailinformationen zu Vorhaben und Reiseroute sind allerdings noch sehr dürftig, zum Teil auch widersprüchlich. Auf einer halb-offiziellen Internetseite der russischen Nordflotte findet sich die abgebildete Karte, die andeutet, dass die PETR VELIKIY für die Rückkehr zur Nordflotte den Weg um das Kap der Guten Hoffnung wählt. Andererseits scheinen für die am flottenübergreifenden Vorhaben beteiligten Einheiten aber offenbar auch noch Besuche in Frankreich, Libyen und der Türkei geplant. Dies deckt sich zwar mit Vorankündigungen aus dem Februar, nach denen die MOSKVA im Mittelmeer noch Übungen mit der französischen (und italienischen) Marine durchführen soll, widerspricht aber Berichten nach denen der Kreuzer zur Teilnahme an der Ende Juni beginnenden Großübung „Vostok-2010“ nach Vladivostok verlegt (um anschließend – so Gerüchte – bei der Pazifikflotte zu bleiben). Finden die in der Karte angedeuteten Mittelmeervorhaben also eventuell noch vor der Verlegung durch den Suezkanal statt? Und nicht zuletzt: wie sieht die ebenfalls angekündigte Einbindung des gemeinsamen Verbandes aus Nordflotte und Schwarzmeerflotte in die Übung „Vostok-2010“ aus? Hier wird man die nächsten Tage und Wochen abwarten müssen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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