Ausgerechten den zehnten Jahrestag des Untergangs der KURSK hat ein ehemaliger russischer Admiral zum Anlass genommen, die Wiederinbetriebnahme eines Torpedos zu fordern, der wahrscheinlich die Katastrophe ausgelöst hat.
KURSK Bildquelle: franz. Marine |
Als wahrscheinliche Ursache der Havarie des getaucht 24.000 ts verdrängenden U‑Bootes der OSCAR-II-Klasse gelten Torpedogase, die einen Brand auslösten, der schließlich zur Explosion aller im Bugbereich lagernden Torpedos führte. Als eine Konsequenz aus der Katastrophe, bei der am 12. August 2000 in der Barentssee alle 118 Mann der Besatzung ums Leben kamen, ordnete der damalige Marinebefehlshaber Admiral Wladimir Kurojedow an, sämtliche Torpedos vom Typ Kit 65–76 (Kit = Wal) aus dem aktiven Dienst zu nehmen und einzumotten.
Diese 1976 eingeführte Torpedos waren mit ihrem Gefechtskopf von mehr als 500 kg (auch nuklear bestückbar) bis zur KURSK-Katastrophe Standardwaffe russischer nukleargetriebener U‑Boote gegen große Überwasserseeziele wie z.B. Flugzeugträger. Kit 65–76 (11m lang, 4.500 kg schwer) wurde aus 65-cm Rohren verschossen, erreichte Geschwindigkeiten von mehr als 50 kn und hatte dabei eine Reichweite von etwa 50 Kilometern. Besonderheit war die Fähigkeit, das Kielwasser von größeren Schiffen aufzuspüren und diese dann von achtern anzusteuern (so genanntes „wake homing“).
Nicht von ungefähr sprach der frühere Nordflottenbefehlshaber Admiral (a.D.) Oleg Jerofejew von „einzigartigen Fähigkeiten“, auf die die russische Marine nicht länger verzichten dürfe — und dies trotz eines bekannten Nachteils. Kit-65–76 werden nämlich mit hoch konzentriertem Wasserstoffperoxyd angetrieben das zu spontaner Zersetzung neigt, vor allem wenn es mit bestimmten Metallen in Berührung kommt. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die Reaktion austretenden Gases mit Kupfer die KURSK-Katastrophe auslöste.
Es ist bekannt, dass die mit Wasserstoffperoxyd betankten Kit 65–76 „gasen“. Admiral a.D. Jerofejew meinte dazu nur lakonisch, dies sei “konstruktionsbedingt normal”. Man müsse den Prozess “einfach nur kontrollieren“, z.B. über geeignete Messinstrumente. Der derzeitige Marinebefehlshaber Admiral Vysotsky scheint derzeit dennoch nicht geneigt, dem Vorschlag des ehemaligen Nordflottenchefs zu folgen und die ausgelagerten Torpedos wieder auf die U‑Boote zu bringen. In einem Interview erklärte er, dass sämtliche Torpedos dieser Baureihe einsatzbereit an Land eingemottet seien … und dies auch bleiben würden. Ein Hintertürchen lässt Vysotsky aber offen: „Ein endgültiger Verzicht auf die Kit 65–76 und ihre Verschrottung steht nicht zur Debatte.“
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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