Die letzten Monate eines Jahres sind für die russische Marine traditionell die beste Zeit für größere Auslandsreisen.
Das Ausbildungsjahr ist dann weitgehend abgeschlossen; die Einheiten befinden sich auf dem höchsten operativen Klarstand. Das gilt auch für den bei der Nordflotte stationierten Flugzeugträger ADMIRAL KUZNETSOV. Noch im September hatte das 60.000-ts Schiff an größeren taktischen Übungen der Nordflotte teilgenommen; nun bereitet es sich auf eine Reise ins Mittelmeer vor (übrigens: eine ähnliche Fahrt hatte der Flugzeugträger vor drei Jahren ebenfalls im Herbst begonnen).
ADMIRAL KUZNETSOV (Foto: russ. Marine) |
Am 13. November soll die ADMIRAL KUZNETSOV ihren Heimatstützpunkt Severomorsk verlassen und zusammen mit dem Zerstörer ADMIRAL CHABANENKO (UDALOY-II) und einer Unterstützungsgruppe (wahrscheinlich Flottentanker und Hochseebergeschlepper) in die Barentssee auslaufen. Unmittelbar anschließend werden Kampfflugzeuge Su-33 Flanker und Su-25 Frogfoot wie üblich von den Landflugplätzen auf der Kola-Halbinsel auf das in See stehende Schiff verlegen. Noch vor der heimischen Küste ist dann ein mehrtägiges operatives „Work-up“ zur Vorbereitung der Reise geplant, an dessen Ende vermutlich eine abschließende „Seeklar-Besichtigung“ und offizielle Verabschiedung durch den Befehlshaber der Nordflotte stehen.
Am 19. November soll der Verband Kurs auf die Norwegensee und das Mittelmeer nehmen. Dort stehen in den folgenden drei Monaten diverse Übungen – verbandsintern, aber auch mit regionalen Marinen – auf dem Programm, und der Flugzeugträger will auch in mehreren Ländern Station machen. Welche Häfen genau besucht werden sollen, ist derzeit noch offen. Die russische Marine erklärte, dies hänge nicht zuletzt auch „von derzeitigen politischen Entwicklungen“ (Stichwort „Arabische Revolution“) ab. Spanien, Frankreich, vielleicht auch Algerien dürften unkritisch sein, aber ist die Zeit schon reif für Besuche in Libyen oder Ägypten? Welche erwünschte oder auch unerwünschte politischen Signale könnten mit einem ja immer auch „demonstrativen“ Besuch des größten russischen Kampfschiffes im syrischen Tartus verbunden sein?
Vermutlich zur gleichen Zeit (genaue Daten werden noch nicht genannt) plant auch der Zerstörer SMETLIVIY (KASHIN-Klasse) der Schwarzmeerflotte eine Reise ins Mittelmeer. Zentrales Ereignis soll hier die inzwischen schon Routine gewordene bilaterale Übung „Ionex“ mit der italienischen Marine werden. Daneben stehen aber auch Hafenbesuche in anderen (ebenfalls noch nicht genannten) Ländern auf dem Programm, und man kann vielleicht auch damit rechnen, dass die SMETLIVIY mit dem KUZNETSOV-Verband eine „Flotten-übergreifende Übung“ durchführen wird – wenngleich man sich hier inhaltlich nicht zu viel versprechen sollte.
Nach dem Rückmarsch zur Nordflotte wird die ADMIRAL KUZNETSOV vermutlich für mehrere Jahre aus dem Blickfeld verschwinden. 2012 soll das Schiff nämlich bei Sevmash in Severodvinsk (Weißmeer) eingedockt werden und eine fünfjährige Werftliegezeit zur Grundinstandsetzung und Modernisierung beginnen. Erst 2017 soll der Flugzeugträger wieder zur fahrenden Flotte zurück kehren und dann „bis etwa 2030“ in Dienst bleiben.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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