Um Verspätungen beim Zulauf neuer nukleargetriebener strategischer U‑Boote der BOREJ-Klasse zu kompensieren, sollen ältere Boote länger in Dienst gehalten werden.
So erhalten die U‑Boote der DELTA-IV-Klasse noch einmal eine Grundüberholung und Modernisierung incl. Erneuerung des nuklearen Brennstoffs ihrer Reaktoren und werden auf den neuen strategischen Flugkörper „Lijner“ (modifizierte SS-N-23) umgerüstet. Dies soll eine um weitere etwa zehn Jahre verlängerte Indiensthaltung bis nach 2020 ermöglichen.
In diesem Zusammenhang hatte Marinebefehlshaber Admiral Vysotsky auch von einer Reaktivierung von zwei strategischen U‑Booten der TYPHOON-Klasse gesprochen, und erst im Februar hatte Rüstungsminister Rogozin die Planung zu einer Ausrüstung der beiden mit einer Tauchverdrängung von mehr als 40.000 ts weltgrößten U‑Boote mit modernster Elektronik und neuen Waffensystemen bekräftigt.
ARKHANGESLK und SEVERSTAL liegen seit mehreren Jahren in einem U‑Bootstützpunkt der Nordflotte. 2004 war ihre Deaktivierung verkündet worden. Genannter Grund war das Verfalldatum für die mit Festtreibstoff beladenen strategischen Flugkörper SS-N-20. In spektakulären Salven-Schüssen waren damals die Flugkörper „entsorgt“ und die U‑Boote an die Pier gelegt worden. Ein drittes U‑Boot der TYPHOON-Klasse, die DMITRY DONSKOY, blieb nach Umbau zum Erprobungsträger für neue Flugkörper „Bulava“ in Dienst.
ARKHANGELSK (Foto: russ. Marine) |
Vor allem Verzögerungen beim Bau neuer U‑Boote hatten die russische Marine offenbar bewogen, eine Rückkehr von ARKHANGESLK und SEVERSTAL in den aktiven Dienst (bis 2019) ernsthaft in Betracht zu ziehen. Aussagen von Admiral Vysotsky, man habe für eine Bestückung von ARKHANGESLK und SEVERSTAL noch ausreichend SS-N-20 im Depot (angesichts der 2004 offiziell genannten Verfalldaten wohl kaum reale Option), ließen auf das Bestreben schließen, die durch das START-Rüstungsabkommen vorgegebenen Obergrenzen für U‑Bootgestützte strategische Flugkörper möglichst voll auszuschöpfen. Dafür wäre aber sicher auch eine Umrüstung der beiden TYPHOON auf neue „Bulava“ eine Option. Immerhin kann Schwesterboot DMITRY DONSKOY ja diese Flugkörper schießen; die Baupläne für eine Umrüstung wären also fertig. Im Gespräch waren aber auch Absichten einer Bestückung der beiden riesigen U‑Boote mit zahllosen Marschflugkörpern und Ausstattung für Special Forces Operations – ähnlich wie es die US Navy bei vier ihrer strategischen U‑Boote der OHIO-Klasse vorgemacht hat.
Nun scheinen alle diesbezüglichen Pläne ad acta gelegt. Am 7. März verkündete die russische Marine, man werde auf eine Modernisierung von ARKHANGESLK und SEVERSTAL verzichten; beiden droht damit die baldige Verschrottung. DMITRY DONSKOY soll dagegen als Erprobungsplattform für Bulava und neue hydroakustische Anlagen weiter in Dienst bleiben. Dahinter steckt sicher die Erkenntnis, dass das Vorhaben nicht nur zu teuer würde, sondern die Arbeiten an den beiden U‑Booten auch erst nach Zulauf neuer Boote der BOREJ-Klasse abgeschlossen würden. Typboot YURI DOLGORUKIY soll im Juni/Juli bei der Pazifikflotte in Dienst gestellt werden; das erste Schwesterboot ALEXANDER NEVSKIY „spätestens im Dezember“ folgen. Auch das dritte U‑Boot dieser Klasse, die VLADIMIR MONOMAKH, ist bei Sevmash in Severodvinsk bereits im Bau; das vierte soll noch in diesem Jahr begonnen werden. Insgesamt sind mindestens acht, evtl. sogar bis zu zehn BOREJ geplant, und bei halbwegs normalem Baufortschritt (und Lebensverlängerung der DELTA-IV) bestünde kaum die Notwendigkeit einer mehrjährigen, teuren Modernisierung und Reaktivierung der beiden alten TYPHOON.
Auch für die Lösung als Marschflugkörperträger / Special Forces Operations Plattform scheint man eine andere Option gefunden zu haben. Mitte Februar hat Sevmash den Auftrag zur Fertigstellung des U‑Bootes BELGOROD erhalten. Dieses U‑Boot der OSCAR-II-Klasse war 1992 auf Kiel gelegt worden, der Bau in 2000 nach dem Unglück des Schwesterbootes KURSK aber eingestellt worden. Nun soll die BELGOROD fertig gebaut werden – wie es heißt, „für eine Vielzahl besonderer Missionen“.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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