Piraterie — Update — Zwei gekaperte Schiffe wieder frei

Zwei von soma­lis­chen Pirat­en gekaperte Schiffe sind nach Zahlung von Lösegeld wieder frei. Schon am 8. Mai war über dem am 23. März gekaperten Frachter TALCA (Flagge: Bermu­da) Lösegeld abge­wor­fen wor­den, und das Schiff hat­te auch kurz danach seinen Anker­platz vor der soma­lis­chen Küste ver­lassen. Ungewöhn­licher­weise blieben die Pirat­en aber zunächst noch an Bord. Erst am 11. Mai ver­ließen sie die TALCA vor der nord­so­ma­lis­chen Küste bei Bar­gaal. Am 14. Mai kam dann auch der seit Dezem­ber 2009 vor Gara­caad fest gehal­tene britis­che Tanker ST. JAMES PARK frei. Hier ließen die Pirat­en das Schiff sofort nach Erhalt des Lösegeldes ziehen. 

Marineforum -  PANEGA (Quelle: EU NavFor)
PANEGA
Bildquelle: EU NavFor

Die solcher­maßen „frei gewor­de­nen“ Anker­plätze wur­den allerd­ings schnell wieder neu beset­zt. Am 11. Mai kaperten Pirat­en im Golf von Aden, mit­ten auf dem von Kriegss­chif­f­en patrouil­lierten Inter­na­tion­al­ly Rec­om­mend­ed Tran­sit Cor­ri­dor (IRTC) den bul­gar­ischen Chemikalien­tanker PANEGA. Das 5.800 dwt große Schiff war auf dem Weg nach Indi­en, wo es abgewrackt wer­den sollte. Ver­mut­lich sah der Kapitän bei ein­er Fahrt ohne Ladung und mit einem schrot­treifen, prak­tisch wert­losen Schiff keinen Grund, sich bei der Fahrt durch das gefährdete Gebi­et einem gesicherten Kon­voi anzuschließen. Nun bleibt abzuwarten, wie viel Lösegeld die Pirat­en für die 15 Mann Besatzung (sämtlich Bul­gar­en) fordern bzw. erhal­ten. Bessere Chan­cen auf ein lukra­tives Lösegeld bietet sich­er der einen Tag später gekaperte griechis­che (Flagge: Liberia) Frachter ELENI P (72.000 dwt, 24 Mann Besatzung, meist Fil­ipinos). Das Schiff wurde 250 sm vor der oman­is­chen Küste im Ara­bis­chen Meer ent­führt — abseits der von inter­na­tionalen Seestre­itkräften patrouil­lierten Gebiete. 

Weit­ere in der abge­laufe­nen Woche gemeldete (min­destens zwei) Ent­führungsver­suche scheit­erten an Auswe­ich­manövern und Abwehrmaß­nah­men der ange­grif­f­e­nen Schiffe. In den kom­menden Wochen dürfte die Anzahl der Über­fälle allmäh­lich zurück gehen. Saisonbe­d­ingt geht das gute Wet­ter zu Ende, und zumin­d­est in den offe­nen Seege­bi­eten des Soma­li­abeck­ens und der Ara­bis­chen See dürfte zunehmender See­gang den kleinen Skiffs der Pirat­en zu schaf­fen machen. Dessen ungeachtet sieht der Direk­tor des Inter­na­tion­al Mar­itime Bureau, Pot­ten­gal Mukun­dan, keinen Anlass zur Ent­war­nung. Trotz aller Bemühun­gen inter­na­tionaler Mari­nen werde die Anzahl von Über­fällen soma­lis­ch­er Pirat­en in diesem Jahr wahrschein­lich höher sein als in 2009. Ohne „more robust action“ sei es sehr schwierig, die Pirat­en in ihren deut­lich erweit­erten Oper­a­tions­ge­bi­eten nach­haltig zu bekämpfen. 

Die Befreiung (6. Mai) des rus­sis­chen Tankers MOSCOW UNIVERSITY durch eine vom rus­sis­chen Zer­stör­er MARSHAL SHAPOSHNIKOV einge­set­zte Kom­man­doein­heit ist noch ein­mal in die inter­na­tionalen Schlagzeilen zurück gekehrt. Wie vor ein­er Woche an dieser Stelle berichtet, waren dabei zehn mut­maßliche Pirat­en zunächst festgenom­men, dann aber wieder frei gelassen wor­den. Da ihre Skiffs offen­bar nicht mehr nutzbar waren, set­zte der rus­sis­che Zer­stör­er sie in See mit einem bor­deige­nen Schlauch­boot ab. Ange­blich „ohne jegliche Mit­tel zur Nav­i­ga­tion“ soll­ten sie sich auf den Rück­weg zur soma­lis­chen Küste machen. Schon nach nur ein­er Stunde sei jedoch der Kon­takt zum Schlauch­boot ver­loren gegan­gen; man müsse damit rech­nen, dass alle zehn Män­ner ertrunk­en seien. Natür­lich wird das Ver­hal­ten der Russen heftig disku­tiert, wobei die Band­bre­ite der Mei­n­un­gen von Mord­vor­wurf bis zu heller Begeis­terung reicht. Ohne in diese Diskus­sion einzusteigen, muss man fest­stellen, dass das Schick­sal der mut­maßlichen Pirat­en ungek­lärt ist. Sie kön­nen tot sein, sie kön­nen aber auch von einem anderen Boot (Mut­ter­schiff) aufgenom­men wor­den sein. 

In Koop­er­a­tion mit “Marine­Fo­rum — Zeitschrift für mar­itime Fra­gen

Marineforum

Alle Infor­ma­tio­nen entstam­men frei zugänglichen Quellen.

Team GlobDef

Seit 2001 ist GlobalDefence.net im Internet unterwegs, um mit eigenen Analysen, interessanten Kooperationen und umfassenden Informationen für einen spannenden Überblick der Weltlage zu sorgen. GlobalDefence.net war dabei die erste deutschsprachige Internetseite, die mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik außerhalb von Hochschulen oder Instituten aufgetreten ist.

Alle Beiträge ansehen von Team GlobDef →