In der letzten Ausgabe der „Wochenschau“ hatten wir über eine Konfrontation bei den Scarborough Shoals im Südchinesischen Meer berichtet.
Medienmeldungen zu einer friedlichen Beilegung des „Stand-Offs“ erwiesen sich leider als erheblich verfrüht. Ganz offenbar hatte China seine Schiffe nicht abgezogen, sondern nur abgelöst. Die abgelaufenen Einheiten der paramilitärischen China Marine Surveillance wurden durch neue ersetzt, zu denen mit der YUZHENG 310 auch das derzeit größte chinesische Fischereischutzschiff gehörte.
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Zugleich wurde in Peking der philippinische Botschafter einbestellt und musste sich einen heftigen offiziellen Protest gegen die „Nötigung“ chinesischer Fischer anhören. Dabei war auch nicht mehr von (nachgewiesener!) Fischwilderei die Rede, sondern nun hieß es plötzlich, die chinesischen Fischer hätten im Atoll lediglich Schutz vor einem heftigen Sturm gesucht. Diese Behauptung verwundert ein wenig, denn zugleich unterstrich China einmal mehr die territorialen Ansprüche auf das 120 sm westlich von Manila (Philippinen) gelegen Atoll. Warum dann also eine „harmlose“ Erklärung für die Anwesenheit der Fischer suchen?
Die philippinische Marine zeigte sich um Entspannung bemüht und verzichtete darauf, ihr neues Flaggschiff GREGORIO DEL PILAR wieder zurück zum Atoll zu beordern. Hier hielten das Küstenwachschiff EDSA DOS und ein weiteres Küstenwachboot die Stellung. Inzwischen hat sich die Lage dort offenbar beruhigt. Zuletzt hatten Medien am 23. April den Abzug der chinesischen Schiffe gemeldet – und diesmal scheint es nicht nur eine bloße Ablösung gewesen zu sein.
Während der Stand-Off bei den Scarborough Shoals noch andauerte, fand vom 16. – 27. April etwa 300 sm weiter südlich die jährliche bilaterale Übung „Balikatan 2012“ der philippinischen und US-Streitkräfte statt. Etwa 9.000 philippinische und 4.500 US Soldaten mit u.a. dem Docklandungsschiff TORTUGA waren in das Übungsgeschehen auf der Insel Palawan und den vorgelagerten Seegebieten im Südchinesischen Meer eingebunden. Einen direkten Bezug zu den Vorgängen weiter nördlich gab es nicht, auch wenn einige Medien durchaus bemüht waren, aus dem Übungsteil „Befreiung einer von Terroristen besetzten Ölplattform“ einen solchen zu konstruieren.
Chinesisches Fischereischutzschiff YUZHENG 310 (Foto: china-defense-com) |
Die Vorgänge bei den Scarborough Shoals dürften nicht die letzten ihrer Art gewesen sein. Zu befürchten ist sogar eine Eskalation. Bei den Scarborough Shoals hat China nur Schiffe paramilitärischer Organisationen eingesetzt und damit ganz bewusst auf die Entsendung von Kriegsschiffen der Marine verzichtet. Dies könnte sich ändern. Am 26. April erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Peking, die „Streitkräfte würden bei der Sicherung nationaler maritimer Rechte und Interessen künftig vermehrt und sehr eng mit der Fischereischutzbehörde und der China Marine Surveillance zusammenarbeiten“. Dies lässt für den nächsten Zwischenfall nichts Gutes erahnen. Der philippinische Präsident Aquino warnte denn auch schon alle Nachbarstaaten vor einer „zunehmenden Aggressivität Chinas bei der Durchsetzung seiner territorialen Ansprüche im Südchinesischen Meer.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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