Am 25. Januar meldeten mehrere Medien übereinstimmend, dass die philippinische Marine aus den USA ein Küstenwachschiff der HAMILTON-Klasse übernehmen soll.
Letzte Details des Transfers seien noch zu klären; die Finanzierung erfolge aus der US Militärhilfe (Foreign Military Sales). Der Erwerb eines US-Küstenwachschiffes der HAMILTON-Klasse würde der südostasiatischen Marine ihre bisher größte Einheit bescheren.
Neue oder auch gebrauchte Einheiten stehen seit Jahren auf der Einkaufsliste der philippinischen Marine, aber unter chronisch begrenzten Budgets waren an die Wünsche meist erhebliche Abstriche zu machen. Zuletzt war vor allem die Beschaffung eines (oder zwei) Mehrzweckschiffes mit höchster Priorität gefordert worden. Es würde vor allem zur Hilfeleistung bei humanitären Notfällen im philippinischen Inselreich dringend benötigt. Immer wieder erfordern Taifune oder Erdbeben schnelle Hilfe, die bei vielen der mehr als 7.000 Inseln nur auf dem Seeweg erfolgen kann.
Im November 2010 hatte das Landungsschiff DAGUPAN CITY nach einem Taifun solche Nothilfe geleistet, und die Marineführung hatte gerade diesen Einsatz eines amphibischen Schiffes zum Anlass genommen, ihre Forderung zu unterstreichen. Allgemein geht man denn auch davon aus, dass das Mehrzweckschiff über amphibische Fähigkeiten verfügen soll und erwartet vorzugsweise die Beschaffung eines kleineren Docklandungsschiffes. Zuvor waren bereits Singapur und Südkorea als mögliche Lieferländer genannt worden; Werften beider Länder bauen solche Schiffe, und dies auch sehr preisgünstig.
Erst im Dezember hatte die philippinische Marine ihre Wunschliste noch einmal veröffentlicht. Auf ihr fanden sich nun aber drei Offshore Patrol Vessel, drei Schnellboote und ein Landungsboot (LCU). Die Beschaffung eines größeren Mehrzweckschiffes bleibe weiter auf der Agenda; ihre Realisierung hänge aber „von der Verfügbarkeit von Mitteln ab“ – unter dieser Formulierung waren Vorhaben bisher regelmäßig weit in die Zukunft geschoben worden.
Ein Küstenwachschiff der HAMILTON-Klasse passt allerdings nicht in diese Rüstungsplanung. Für Offshore Patrol Vessel sind die voll beladen mehr als 3.000 ts verdrängenden „High Endurance Cutter“ deutlich zu groß, und über die für das Mehrzweckschiff geforderten (amphibischen) Fähigkeiten verfügen sie nicht. Die Möglichkeiten zu Transport und Entladung größerer Mengen Hilfsgüter abseits funktionsfähiger Hafeninfrastruktur sind mehr als begrenzt. Dennoch spricht einiges für die Übernahme eines solchen Schiffes. Die US Coast Guard mustert die zwischen 1967 und 1972 in Dienst gestellten Schiffe nach und nach aus, und natürlich wird nach möglichen weiteren Verwendungen gesucht. Bei Finanzierung aus US Militärhilfe wäre der Erwerb eines Schiffes der HAMILTON-Klasse für die philippinische Marine mit relativ geringen Kosten verbunden. Dennoch steht zu erwarten, dass die Übernahme eines solchen Küstenwachschiffes Verdrängungseffekte für andere Vorhaben mit sich bringen würde. Dass die HAMILTON-Wachschiffe auch nach einer in 1990-er Jahren durchgeführten Modernisierung fast 50 Jahre alt sind, dürfte für die philippinische Marine sicher weniger Hinderungsgrund sein: ihr derzeitiges Flottenflaggschiff stammt noch aus 1943.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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