Für etwas Verwirrung sorgen Medienberichte, nach denen die pakistanische Marine in China und Frankreich sieben neue U‑Boote erwerben will.
YUAN Bildquelle: China Defense Forum |
MARLIN Modell: DCNS |
Dabei soll es sich zum einen um vier chinesische U‑Boote der SONG-Klasse oder der YUAN-Klasse handeln. Boote der SONG-Klasse (Tauchverdrängung 2.250 ts) werden seit den 90er Jahren gebaut und verfügen über einen konventionellen diesel-elektrischen Antrieb. Bei den Booten der YUAN-Klasse handelt es sich um die neueste chinesische Eigenentwicklung (in die aber offenbar Designelemente der russischen KILO-Klasse eingeflossen sind). Für sie ist offenbar auch ein außenluftunabhängiger Antrieb in der Entwicklung / Erprobung. Beide U‑Bootstypen wurden bisher nicht exportiert, was angesichts guter Rüstungsbeziehungen zu Pakistan kein wirkliches Problem darstellt. Angeblich sollen bereits verbindliche Angebote vorliegen; genannt wird ein – sicher konkurrenzloser — Stückpreis von weniger als 200 Mio. Euro.
In Frankreich möchte man angeblich bei DCNS drei U‑Boote der MARLIN-Klasse bestellen. Der französische Konzern dient diese U‑Boote schon seit 2006 der pakistanischen Marine an. MARLIN existiert bisher nur auf dem Papier und als Modell (das auf fast allen Rüstungsmessen präsentiert wird). Details zu diesem gemeinsam von DCNS und Thales France entwickelten U‑Boot sind bisher spärlich. DCNS spricht nur sehr allgemein von einem Design mit außenluftunabhängigem Antrieb Mesma, in das „Elemente der französischen Typen BARRACUDA, SCORPENE und AGOSTA eingeflossen“ seien.
Die pakistanischen Absichten zur Beschaffung neuer U‑Boote sind nicht neu. Schon seit Jahren sucht man mit einer internationalen Ausschreibung nach neuen Booten als Ersatz für inzwischen 30 Jahre alte französische U‑Boote. weiter. 2007 schien bereits eine Vorentscheidung zugunsten deutscher U‑Boote Klasse 214 (HDW) gefallen. Damals hieß, nur die deutschen U‑Boote erfüllten die pakistanischen Forderungen (französische MARLIN wurde klar abgelehnt). Zu einem verbindlichen Vertragsabschluss kam es jedoch bisher nicht; zu vermuten sind Finanzierungsprobleme. Glaubt man den aktuellen Medienmeldungen, dann gehen die Verhandlungen mit ThyssenKrupp Marine Systems, deren Tochter HDW die Boote bauen soll, vorerst weiter. Ob die angeblich beabsichtigten Bestellungen in China und Frankreich die Deutschen nun aus dem Rennen werfen oder nur erhöhten Vertragsdruck auf TKMS ausüben sollen (mit dem Preis noch weiter herunter zu gehen), oder ob sie gar zusätzlich zu U‑Booten Klasse 214 zu sehen sind (wer soll das bezahlen?), bleibt vorerst offen. Zu lesen war die sicher nicht ganz unrealistische Meinung, dass dem international vielfach noch immer als „instabiler Krisenstaat“ empfundenen Pakistan daran gelegen sein könnte, seine Rüstungsbeziehungen möglichst breit zu streuen, um die Anfälligkeit seiner Streitkräfte gegen mögliche politische Sanktionen (Exportverbote für z.B. Ersatzteile) zu vermindern.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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