Nur wenige Tage nach Ende der bilateralen Übung “Invincible Spirit” in der Japansee hat die südkoreanische Marine für sich allein eine weitere Übung begonnen – diesmal im Gelben Meer.
Vom 5. – bis 9. August üben „mehr als 20 Schiffe und Boote“, darunter ein Zerstörer und ein U‑Boot, vor der Westküste der koreanischen Halbinsel. Das Übungsgebiet erstreckt sich bis unmittelbar vor die Insel Baengnyeong, wo dicht an der umstrittenen Seegrenze zu Nordkorea (Northern Limit Line) im März die Fregatte CHEON AN durch einen (mutmaßlich nordkoreanischen) Torpedo versenkt worden war. An den „bisher größten U‑Jagdübungen der südkoreanischen Marine“ sind auch Marineinfanterie, 50 Flugzeuge der Luftwaffe sowie Einheiten der Küstenwache beteiligt.
Von Beginn an konzentrierten sich die Aktivitäten auf die Abwehr von Unterwasser-Bedrohungen durch U‑Boote und infiltrierende Kampfschwimmer, und viele Übungsabschnitte waren von demonstrativem Waffeneinsatz begleitet. In südkoreanischen Medien veröffentlichte Fotos zeigen u.a. Wasserbombenexplosionen sowie eine Fregatte der ULSAN-Klasse beim Schießen eines U‑Jagdtorpedos. Daneben berücksichtigen die Übungen aber auch andere „Warfare Areas“ wie Flugabwehr und Überwasserseekrieg sowie die Abwehr von „asymmetrischen Bedrohungen aus Nordkorea“. So stand am 7. August die Verteidigung gegen nordkoreanische Seeziel-FK im Mittelpunkt des Geschehens.
Südkoreanische Schnellboote Bildquelle: Michael Nitz |
Das südkoreanische Verteidigungsministerium lässt keinen Zweifel daran, dass die Übung ganz gezielt der Warnung und Abschreckung Nordkoreas dient. Nordkorea hat dementsprechend auch lautstark protestiert, eine scharfe Antwort angekündigt und auch schon alle zivilen Schiffe gewarnt, sich der Seegrenze zu nähern. Beobachter rechnen mit einer nordkoreanischen „Gegenübung“, möglicherweise mit FK- und Artillerieschießen von der Küste. Bisher wurden allerdings keine ungewöhnlichen militärischen Aktivitäten gemeldet. Südkorea hat unverblümt klar gemacht, dass man „während der laufenden Übungen“ keine Provokationen dulden wird. So spricht derzeit vieles dafür, dass Pjöngjang seinen Standpunkt zwar verdeutlichen, dabei aber nicht unnötig eskalieren will — nordkoreanische Aktivitäten also wohl erst nach Ende der südkoreanischen Übungen zu erwarten sind.
Inzwischen werden auch weitere bilaterale Übungen mit der US Navy geplant. Angeblich steht schon im September eine solche Übung auf dem Programm. Übungsgebiet soll diesmal das Gelbe Meer werden, und — so ein Pentagon Sprecher – auch der US Flugzeugträger GEORGE WASHINGTON könnte hier teilnehmen. Sollte dieser tatsächlich vor die südkoreanische Westküste verlegen, dürfte dies primär wohl auch den Willen der USA unterstreichen, sich nicht (durch China) vorschreiben zu lassen, wann, wo und mit wem Schiffe der US Navy üben.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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