Nordkorea weist nach wie vor jede Schuld für die Versenkung der südkoreanischen Fregatte CHEON AN mit lauter Entrüstung weit von sich. Es handele sich ohne jeden Zweifel um ein von den USA ausgehecktes „Lügenmärchen“.
Torpedierte CHEON AN Bildquelle: offz. |
Anstatt über eine Verurteilung Nordkoreas zu beraten, solle sich der UN Sicherheitsrat dafür einsetzen, dass Südkorea endlich die Entsendung einer eigenen, nordkoreanischen Untersuchungskommission zur Untersuchung der angeblichen Beweise „auf wissenschaftlicher und objektiver Basis“ erlaube.
Nach Begutachtung dieser Beweise ist die russische Expertengruppe am 7. Juni nach Moskau zurück gekehrt. Zunächst hieß es, man werde die Ergebnisse „in zwei bis drei Tagen“ dem Verteidigungsministerium vorlegen. Nur einen Tag später meldeten dann aber bereits russische Medien, dass die Beweise für eine „Verurteilung“ Nordkoreas nicht ausreichten. Schnell trat daraufhin der russische Verteidigungsminister Serdjukow vor die Presse. Alle diesbezüglichen Spekulationen seien verfrüht. Die Gruppe habe Material aus Südkorea mitgebracht, das jetzt erst einmal genauer untersucht werden müsse. Das werde etwa einen Monat dauern.
Nachdem China bereits deutliche Vorbehalte gegen eine Verurteilung Nordkoreas durch den UN Sicherheitsrat angemeldet hat, dürfte die von Südkorea geforderte Befassung des UN Gremiums mit dem CHEON AN Zwischenfall erst einmal im Sande verlaufen. Südkorea signalisierte auch bereits, dass man nicht auf neuen Sanktionen bestehe; eine bloße Maßregelung („Censure“) sei ausreichend. Inzwischen will Seoul sich angeblich sogar mit einer bloßen „Entschuldigung“ Nordkoreas zufrieden geben. Letzteres wird von Beobachtern als erster Schritt zu einer weitgehend stillschweigenden Beendigung der Affäre („Exit Game“) bewertet.
Offensichtlich frustriert über die fehlende (internationale) Bereitschaft zur Verurteilung Nordkoreas, beginnt nun die südkoreanische Regierung im Lande nach „Schuldigen“ zu suchen. Medien berichten vor unmittelbar bevorstehenden personellen Konsequenzen für die militärische Führungsspitze. 25 Offiziere (darunter 13 Generale/Admirale) könnten Disziplinarverfahren erwarten. Die Versenkung der CHEON AN habe gravierende Defizite bei der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte offenbart, und bei der späteren Darstellung der Ereignisse seien Fakten bewusst „verdreht“ worden. Die Führung der 2. Flotte, zu der die Fregatte gehörte, habe die Information der Streitkräfteführung und der politischen Leitung über die Versenkung des Schiffes bewusst verzögert. Im Übrigen müsse die Marine erklären, warum die CHEON AN überhaupt in einem Gebiet operierte, in dem sie einem Torpedoangriff zum Opfer fallen konnte.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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