Schon seit geraumer Zeit sucht die neuseeländische Marine (RNZN) nach einem Ersatz für ihre fünf zunehmend desolaten Bordhubschrauber.
1997 hatte man sich einem Beschaffungsvorhaben der australischen Nachbarmarine angeschlossen und beim US-Hersteller Kaman fünf Hubschrauber vom Typ SH-2G Super Seasprite bestellt, die ab 1999 zuliefen. Nach nur wenig mehr als zehn Jahren im operativen Betrieb u.a. an Bord der Fregatten der ANZAC-Klasse und des neuen Mehrzweckschiffes CANTERBURY haben diese Hubschrauber offenbar schon das Ende ihrer Nutzbarkeit erreicht. Bereits im August 2011 berichteten örtliche Medien über „zunehmende Probleme“ der RNZN, die fünf Hubschrauber einsatzklar zu halten. Vor allem Rostbefall und Vibrationen hätten zu Schäden geführt; Flugsicherheit sei allerdings „noch kein Problem“.
Neuseeländisches Super Spearpite (Foto: RNZN) |
Auf der Suche nach einer kostengünstigen Lösung scheint man nun an unvermuteter Stelle fündig geworden zu sein. Wie oben erwähnt, hatte 1997 auch die australische Marine bei Kaman elf Hubschrauber SH-2G Super Seasprite bestellt. Bei den bis 2003 gelieferten Hubschraubern gab es allerdings immer wieder Probleme mit Avionik und Software. Die RAN sah sich gezwungen, die Hubschrauber zunächst mit nur in Teilen funktionierenden Komponenten zu übernehmen, ihre offizielle Annahme aber zu verweigern. Als nach Störungen mit der „provisorischen“ Flugregelanlage ein Flugverbot verhängt werden musste, wurde Anfang 2007 „öffentlich überlegt“, alle Super Seasprite zu verschrotten, nach Zusicherungen von Hersteller Kaman dann aber entschieden, am Vorhaben festzuhalten. Noch einmal mehr als 100 Mio. Euro sollten investiert werden, um die SH-2GA bis 2013 einsatzklar zu bekommen. Diese Entscheidung wurde dann im November 2007 durch die neue Regierung gekippt. Kaman stimmte zu, die Hubschrauber und alle gelieferten Ersatzteile zurück zu nehmen und zu versuchen, sie an einen anderen Kunden zu verkaufen, wobei Australien die Hälfte des Erlöses erhalten sollte.
Dieser „andere Kunde“ soll nun offenbar die RNZN werden. Der Verteidigungsminister bestätigte reale Pläne, die elf von Australien an Kaman zurück gegebenen Hubschrauber samt Ersatzteilen, Flugsimulator und ursprünglich für Australien vorgesehenem „Support Package“ zu übernehmen. Das Kabinett habe die Aufnahme von Verhandlungen gebilligt. Die Gesamtkosten sollen nur zwischen 100 und maximal 250 Mio. Dollar liegen (Australien sollte damals bis zu 1 Mrd. Dollar bezahlen). Der Minister versicherte allerdings, dass nicht „Schnäppchenjagd“, sondern „uneingeschränkte technische und operative Funktionalität“ im Vordergrund stünden. Sämtliche von Australien bemängelten Defizite seien behoben, und die Hubschrauber reflektierten in Ausrüstung und Fähigkeiten den absolut neuesten Stand der Technologie. Neuseeländische Medien sehen dies völlig anders. Sie kritisieren vor allem, dass es sich bei den elf Hubschraubern um alte Maschinen handele. Sieben Hubschrauberrümpfe (Zellen) sollen bereits 1963–65 gefertigt worden sein, die anderen vier dann in den 1980er Jahren. Gerade die Unmöglichkeit, moderne Technologie in diese alten Zellen zu integrieren, sei — so wird behauptet — bereits für das Scheitern des australischen Vorhabens ausschlaggebend gewesen.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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