Eigentlich ist das jährliche multinationale Übung „Baltops“ ja keine NATO-Übung, sondern wird vom amerikanischen US European Command ausgerichtet.
Um es genau zu sagen: „Baltic Operations 11“ ist ein vom HQ USEUCOM geleitetes und vom Befehlshaber der 6. US-Flotte geführtes Manöver. Hauptverantwortlich für Planung, Koordination und Durchführung dieses „Joint Combined Live-Exercise“ ist der Commander Carrier Strike Group 8 der US Navy, RAdm (USN) Clifford Sharpe. Die Einladung der Amerikaner zu „Baltops 11“ erfolgt allerdings einmal mehr im Namen der NATO-Initiative „Partnership for Peace“, und so soll die Übung an dieser Stelle denn auch unter der Flagge der NATO (und der USA) dargestellt werden.
Zu Zeiten des Kalten Krieges diente „Baltops“ (damals noch „US Baltic Operations“) primär der US Navy und den Ostsee NATO-Partnern zur Erprobung von taktischen Einsatzverfahren in einem abgeschlossenen Randmeer – und war dabei nicht selten auch pure Machtdemonstration; so ließ die Verlegung des US-Schlachtschiffes IOWA in die Ostsee bei den dortigen WP-Marinen schon mal die Alarmglocken schrillen. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei, und seit den 1990-er Jahren wird „Baltops“ nun vor allem als Gelegenheit aller Ostseemarinen (und Marinen außerhalb der Ostsee) begriffen, sich im Geiste von „Partnership for Peace“ näher kennen zu lernen, Vertrauen zu bilden, und gemeinsam Dinge zu üben, die derzeit bei multinationalen Einsätzen auf der ganzen Welt gefragt sind.
2011 ist wieder einmal Deutschland (2010 war dies Polen) Gastgeber für die US-Einladungsübung, an diesmal der 12 Marinen (teils auch Luftwaffen) teil nehmen. Neben der US Navy (mit Führungsschiff MOUNT WHITNEY und Kreuzer PHILIPPINE SEA) sind dies acht NATO-Marinen (Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Frankreich, Lettland, Litauen, Polen) sowie die Ostsee-Marinen Schwedens (zwei Korvetten) und wieder einmal auch Russlands (die Baltische Flotte hat Landungsschiff MINSK abgestellt). Die NATO ist in diesem Jahr nur mit einem Frühwarnflugzeug AWACS beteiligt; ihre Ständigen Einsatzverbände – in den letzten Jahren oft Gast bei „Baltops“ – sind in diesem Jahr andernorts gebunden (u.a. am Horn von Afrika und vor Libyen).
„Baltops 11“ hat am 3. Juni mit Treffen der Übungsteilnehmer in Kiel begonnen. Über das Wochenende standen letzte Übungsvorbesprechungen (Pre-Sail Conference), Ausrüstung mit einem gemeinsamen IT-Netzwerk, aber auch gegenseitiges Kennen lernen (Sportveranstaltungen etc.) auf dem Programm. Am 6. Juni liefen die Schiffe und Boote dann gemeinsam zur ersten Seephase aus. Bis zum 12. Juni wurden im Seegebiet um Bornholm zuvor festgelegte Übungsabschnitte („Serials“) zu ausgewählten Aspekten moderner Seekriegführung durchgeführt. Ein Schwerpunkt lag dabei auf Maritime Security Operations (Seegebietsüberwachung, Anti-Terror/Anti-Piraterieoperationen, Embargokontrolle, Boarding), aber auch U‑Jagd, Flugabwehr und Minenkriegführung (Sichern eines Minenfeldes und Geleit durch einen geräumten Kanal) werden als Übungsinhalte genannt.
Seephase 1 Bildquelle: schwedische Marine |
Vom 13. – 17. Juni folgt dann die 2. Seephase, eine taktische Übung (Surface Exercise) auf der Basis eines fiktiven aber realitätsnahen Szenarios, bei dem die Teilnehmer in zwei Parteien gegeneinander agieren. Anschließend kehren alle Schiffe und Boote nach Kiel zurück, wo am 18. Juni die Übungsnachbesprechung geplant ist. Danach steht dann für zahlreiche Teilnehmer vor der Heimreise erst einmal die Teilnahme an der „Kieler Woche“ auf dem Programm.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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