Erneut konnte vor der Pazifikküste Lateinamerikas ein mit Drogen beladenes, Mini-U-Boot aufgebracht werden.
Nach einem gezielten Hinweis der amerikanischen Drogenbehörde DEA entdeckte ein Überwachungsflugzeug der mexikanischen Marine am 17. Juli den aus Kolumbien kommenden Drogenschmuggler zehn Meilen vor der Küste. Herangeführte Wachboote konnten das Boot aufbringen und in den Marinestützpunkt Santa Cruz de Huatulco Bay einschleppen. An Bord fanden sich mehr als 250 Pakete mit insgesamt fast sechs Tonnen Kokain.
Das kleine, knapp 10m lange Tauchboot hatte Kolumbien eine Woche zuvor verlassen. Es ist nicht das erste aufgebrachte Fahrzeug dieser Art. Erste solche „privaten Mini-U-Boote“ wurden bereits 1999 entdeckt. Seitdem entscheiden sich offenbar immer mehr Drogenbarone für diesen Schmuggelweg. Für lange Tauchfahrten oder größere Wassertiefen sind die meist aus GKF-gefertigten Boote nicht konstruiert. Sie fahren den größten Teil ihres langen Weges halbgetaucht, ragen nur wenige Zentimeter über die Wasseroberfläche hinaus und bieten damit fast kein Radarziel. Erst die letzten Kilometer vor der Zielküste werden dann gänzlich unter Wasser zurück gelegt, wobei die Besatzung ähnlich wie Kampfschwimmer bei Swimmer Delivery Vehicles auf Atemluftgeräte angewiesen ist. Navigation erfolgt durch kleine, mobile GPS-Geräte, bei Tauchfahrt durch einen Kompass.
In Kolumbien ist offenbar eine regelrechte Industrie entstanden, in der Drogenbanden diese kleinen U‑Boote bauen. In den letzten Jahren wurden mehr etwa 20 dieser Fahrzeuge entdeckt, ein großer Teil von ihnen noch in ihren kolumbianischen „Bauwerften“. Die Baukosten für ein solches Mini-U-Boot liegen im Bereich von etwa 150.000 Euro, der Gewinn bei Durchkommen bei mehr als 200 Mio. Euro. Bei Entdeckung lässt sich das Gefährt – samt verdächtiger Fracht – durch Öffnen von Flutventilen in weniger als einer Minute versenken. Beweise verschwinden dann meist unwiederbringlich im tiefen Pazifik. Im aktuellen Fall hat die Besatzung dies allerdings nicht versucht, sondern sich bei ihrer Entdeckung sofort widerstandslos ergeben. Die vier Männer behaupten, Fischer zu sein, die von einem Drogenkartell zu ihrer wahrscheinlich an die US-Küste führenden Fahrt gezwungen wurden.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: mex. Marine