(nur maritime Aspekte)
Wo notwendig und möglich, greifen auch Seestreitkräfte der NATO und der (teils unter nationaler Führung operierenden) französischen Marine ein, um Gaddhafi-treue Truppen am willkürlichen Beschuss der Küstenstadt Misrata oder der Verminung der Hafeneinfahrt zu hindern.
COURBET feuert ihr 100-mm Geschütz Bildquelle: franz. Marine |
Flüchtlingsboot vor Lampedusa Bildquelle: nn / Internetblog |
So entdeckte die französische Fregatte COURBET am 7. Mai mehrere am Strand nahe Misrata aufgestellte Raketenwerfer, als diese gerade dabei waren, die die Stadt unter Feuer zu nehmen. Gezielter Beschuss mit dem 100-mm Hauptgeschütz der Fregatte bereitete dem Vorhaben ein schnelles Ende, wobei mindestens eines der Starterfahrzeuge zerstört wurde.
Am 12. Mai griffen erneut Kriegsschiffe in die Kämpfe um Misrata ein. Die kanadische Fregatte CHARLOTTETOWN (HALIFAX-Klasse), der britische TYPE-42 Zerstörer LIVERPOOL und ein in Medien namentlich nicht genanntes französisches Kriegsschiff patrouillierten vor Misrata, als sie mehrere kleine schnelle Boote (eine Meldung spricht von Schlauchbooten) entdeckten, die auf die Hafeneinfahrt von Misrata zuhielten. Wie zwei Wochen zuvor sollten die Boote wahrscheinlich weitere Minen in der Ansteuerung des Hafens legen. Als die drei Kriegsschiffe gemeinsam das Feuer eröffneten, gingen die kleinen Boote sofort auf Gegenkurs und retteten sich an die Küste. Von dort nahmen Gaddhafi-treue Truppen die Schiffe unter Artilleriefeuer, erzielten aber keine Treffer.
Während in den vergangenen Monaten vor allem Flüchtlinge und illegale Migranten aus Tunesien die gefährliche Überfahrt zur italienischen Insel Lampedusa oder nach Malta wagten (mehr als 30.000 Menschen seit Jahresbeginn), nimmt nun der Flüchtlingsstrom aus Libyen zu. Allein am 13. Mai traf ein mit 166 Menschen beladenes Boot vor Lampedusa ein, während mindestens vier weitere Flüchtlingsboote mit Kurs auf die Insel gemeldet wurden. Die Überfahrt mit meist hoffnungslos überladenen, oft auch seeuntüchtigen Booten birgt erhebliche Risiken. So soll unbestätigten Berichten zufolge am 6. Mai ein mit fast 600 Menschen beladenes Boot unmittelbar nach dem Ablegen vor der libyschen Küste auseinander gebrochen und gesunken sein; mehrere hundert Menschen sollen ertrunken sein. Dem UN Flüchtlingshilfswerk untersucht darüber hinaus Meldungen, nach denen mindestens drei Boote mit hunderten von Flüchtlingen im März von Libyen aus in See gestochen seien, Lampedusa oder Malta aber nie erreichten.
Vor den Kämpfen oder politischer Verfolgung flüchtende libysche Zivilisten machen offenbar den geringeren Teil der Menschen aus, die sich auf das Mittelmeer wagen. In der Nacht zum 13. Mai entdeckte ein NATO-Schiff etwa 100 sm nördlich von Tripolis ein mit etwa 150 Personen beladenes 15‑m Boot, das nach Motorausfall antriebslos im Wasser driftete. Eine Befragung der Insassen ergab, dass das „vom libyschen Militär überlassene und von drei Syrern gesteuerte“ Boot aus Misrata kam. Die Insassen – Schwarzafrikaner aus Ghana, Kongo, Nigeria und dem Sudan – sollen zwischen 300 und 1.000 US-Dollar für die Überfahrt nach Europa bezahlt haben. Techniker setzten den Motor instand; das NATO-Schiff versorgte die Insassen mit Wasser, Lebensmitteln und auch Kraftstoff und beobachtete dann, wie das Boot sicher seine Fahrt in Richtung auf das noch etwa 60 sm entfernten Lampedusa fortsetzte.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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