Das Vordringen der Rebellen in die Hauptstadt Tripolis und die daraus resultierenden schweren Kämpfe haben eine neue Fluchtwelle ausgelöst. Zahlreiche Gastarbeiter, die im März noch auf eine Evakuierung aus dem damals relativ ruhigen Tripolis verzichtet hatten, wollen nun doch möglichst schnell „nur noch weg“. Aktuelle Zahlen sprechen von etwa 5.000 Ägyptern, Bangladeschis und Filipinos, die auf eine Möglichkeit zur Ausreise warten. Im Gegensatz zu den groß angelegten Evakuierungsoperationen Ende Februar und im März, mit zahlreichen gecharterten und von internationalen Kriegsschiffen gesicherten Großfähren, ist dies nun nicht mehr so einfach. Zum einen stehen diesmal nur wenige Schiffe zur Verfügung. Zum anderen aber gehört der Hafen von Tripolis jetzt auch zum Kampfgebiet.
TRIVA 1 Bildquelle: maltashipphotos.com |
Am 21. August wollte das kleine maltesische Schiff TRIVA 1 in Tripolis Menschen an Bord nehmen, geriet aber unter Beschuss, wurde sogar beschädigt und musste abdrehen. Vor dem Hafen nahm der britische Zerstörer LIVERPOOL das manövrierunfähige Fahrzeug in Schlepp, sicherte es und zog es weiter auf See. Nach Notreparatur konnte die TRIVA 1 dann aus eigener Kraft nach Malta zurück kehren. Auch die von der International Organization for Migration (IOM) für die Evakuation von Gastarbeitern gecharterte, etwas größere TASUCU (Kapazität 300 Passagiere) konnte Tripolis zunächst nicht anlaufen. Zwei Tage musste das Schiff in sicherer Entfernung vom Hafen auf See warten, bevor es dann am 25. August endlich einlaufen konnte. Am 27. August setzte die TASUCU 263 Menschen in Benghazi an Land. Von dort wollen sie dann die Heimreise in ihre jeweiligen Heimatländer antreten – vielleicht aber auch erst mal nur abwarten, wie sich die Lage weiter entwickelt. Immerhin hatten sie in Libyen gute Verdienstmöglichkeiten gefunden. Am 17. August hat sich der französische Zerstörer CHEVALIER PAUL der französischen Einsatzgruppe vor Libyen angeschlossen. Für das erst im Juni voll einsatzfähig erklärte, neue Schiff der HORIZON-Klasse ist dies der erste operative Einsatz.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
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