Nicht jeder mit Waffengewalt ausgetragene Konflikt findet den Weg in die europäischen Schlagzeilen.
So berichteten nur wenige Medien über die amphibische Invasion, mit der Truppen der Zentralregierung der Komoren und der Afrikanischen Union am 25. März den abtrünnigen Präsidenten Mohamad Bacar der Komoreninsel Anjouan aus dem Amt jagten.
1975 hatten die drei Komoren-Inseln Grand Comore, Moheli und Anjouan ihre Unabhängigkeit von Frankreich erlangt. 20 seitdem erfolgte Putsche und Putschversuche, diverse Attentate und Söldnerinvasionen zeigen, dass die Inseln im Nordwesten von Madagaskar nie zu politischer Stabilität fanden. 1997 spaltete sich Anjouan vom Inselreich ab. In einer Verfassungsreform gelang es 2001, die abtrünnige Insel in den Verbund zurück zu holen. Man einigte sich darauf, dass neben einer Zentralregierung jede der drei Inseln eine eigene Verwaltung und auch einen eigenen Präsidenten erhalten sollte.
In einer offensichtlich manipulierten Wahl wurde der frühere Polizeioberst (und Sezessionistenführer) Mohamad Bacar 2002 Präsident von Anjouan. Im Juni 2007 ließ er sich in einer eigens anberaumten – und ziemlich offensichtlich erneut heftig manipulierten — Wahl in Anjouan im Amt bestätigen. Diesmal aber wurde ihm sowohl von der Zentralregierung als auch international die Anerkennung verweigert. Mit Hilfe loyaler Polizeitruppen konnte er zunächst seine Macht behaupten. Als er dann aber mit einem erneuten Verlassen der Union drohte, entschlossen sich Zentralregierung und Afrikanische Union zur gewaltsamen Beendigung seiner Herrschaft.
Am 25. März um 03:15 morgens, noch in der Dunkelheit, begann die Landung von insgesamt fast 1.600 Soldaten auf Anjouan. Amphibische Fahrzeuge regulärer Marinen waren allerdings nicht beteiligt. Vielmehr transportierten vier Frachtschiffe die Landungstruppen von Moheli nach Anjouan. Ein erstes Kontingent wurde mit Schlauchbooten an Land gesetzt und sicherte Hafenanlagen, über die dann das restliche Kontingent samt Fahrzeugen und Material entladen werden konnte. An der Operation beteiligt waren 450 Soldaten der Komoren (sie stellten das erste Kontingent), die von einer 1.350 Mann starken Eingreiftruppe der Afrikanischen Union mit Soldaten aus Tanzania, Sudan und dem Senegal unterstützt wurden. Logistische Hilfe leisteten Frankreich und Libyen, wobei Frankreich lediglich bei der Vorbereitung der Operation beteiligt war, den Transport der Truppen vor Anjouan oder gar eine Teilnahme an der eigentlichen Landung aber strikt ablehnte. Für die Afrikanische Union war es der erste militärische Einsatz überhaupt.
Die Operation verlief weitgehend reibungslos. Die Bevölkerung war am Vortag mit Flugblättern gewarnt worden: So hat es offenbar nur wenige Opfer gegeben, und die Eingreiftruppe konnte Anjouan schnell unter Kontrolle bringen. Kurze Kämpfe sollen nur in der Nähe des Präsidentenpalastes stattgefunden haben, aus dem Mohamad Bacar sich allerdings bereits abgesetzt hatte. Er traf noch am 25. März an Bord einer Yacht auf der französischen Insel Mayotte ein, wo er sofort politisches Asyl beantragte.
In Kooperation mit “MarineForum — Zeitschrift für maritime Fragen”
Alle Informationen entstammen frei zugänglichen Quellen. Bildquelle: BBC